© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    28/02 05. Juli 2002


Leserbriefe

Zum Pro & Contra: "Zentralabitur einführen?", JF 26/02

Keine Unterschiede nötig

Ein Zentralabitur für ganz Deutschland ist dringend geboten, wenn zukünftig gleiche Qualitätsstandards herrschen sollen. Das jetzige System benachteiligt die Abiturienten, die durch das bisherige Zentralabitur unter schwereren Konditionen ihre Prüfungen ablegen müssen und eventuell daher nicht bei gleicher Befähigung die gleichen Zensuren vorweisen können. Die von Herrn Hiller angesprochenen individuellen Unterschiede an den Schulen sind nach meiner Erfahrung vernachlässigenswert und auch nicht notwendig. Eine eingehende Differenzierung und Spezialisierung wird schon - wenn auch vielleicht noch nicht stark genug - durch die Kurswahl gewährleistet.

Kilian Fröhlich, per E-Post

 

 

Zu: "Von der jungen Wilden zur komischen Alten" von Doris Neujahr, JF 26/02

Kein Neuanfang

Die PDS ist ja keine "Nachfolge"-Partei, das SED-Politbüro beschloß in der Wendezeit nur eine kleine Namensänderung. Und gerade wegen ihrer selbstgewählten Identität mit der SED kann die PDS mit ihren alten Kadern nun nicht so tun, als handelte es sich um einen Neuanfang. Die namensgewendete SED-Partei muß Farbe bekennen, Stellung beziehen.

Und doch, die neue SED ist nicht die alte, so gerne sie es wäre. Seit ihrer Zwangsgründung war die SED stets der bedenkenlose, zuweilen vorauseilende, geistlose Handlanger der sowjetischen Besatzungsmacht. Heute fehlt der Parolengeber, die dienstbaren Ungeister haben sich verselbständigt. Aber sie haben die Sympathie einer großen Zahl von enttäuschten und verzweifelten Mitteldeutschen, die nur zu einem Teil zu den ehrlichen kommunistischen Idealisten aus der Sowjetzeit gehören, die damals die Basis der SED mitgetragen haben. So zeigt die PDS eine dreifache Identität. Vielleicht sollten wir die Geschichte der Westparteien nicht vergessen, die ja ebenfalls mit der Lizenz der Alliierten, der USA, gegründet wurden. Manches Geschehen im Deutschland von heute ist allein durch diese Geschichte zu erklären, und es gab Gründe, warum Adenauer als der "Kanzler der Alliierten" bezeichnet wurde. Die Kungeleien zwischen den westlichen Parteien der Alliierten und der SED sind noch lange nicht offengelegt und aufgearbeitet. Die Kollaboration aller deutscher Parteien mit ihrer jeweiligen Besatzungsmacht, das ist vielleicht diejenige deutsche Vergangenheit, die "bewältigt" werden muß. Und da sollte sich jeder an die eigene Nase fassen. Wir Deutschen tragen alle an dem Schicksal der bald sechzigjährigen Fremdbestimmung.

Christine Büttner, Kelkheim

 

 

Zum Aufgeschnappt "Rache der Verbraucher" von Matthias Bäkermann, JF 26/02

Falsche Tatsachen

Wo sie aufgeschnappt haben könnten, daß Taxifirmen die Preise seit der Einführung des Euro erhöht hätten, bleibt ihr Geheimnis. Eine Tariferhöhung muß bei der Stadt beantragt werden und der Rat entscheidet darüber. Es können und dürfen keine Taxifirmen den Tarif erhöhen, wann sie wollen. Bei uns in Düsseldorf wurden die Taxameter bei Euroumstellung genau nach dem offiziellen Kurs umgestellt. Eine Tariferhöhung gibt es bis heute nicht, und sie ist auch nicht beabsichtigt. Deshalb von einer "Kampfansage an die Preistreiber" im Taxigewerbe zu sprechen, entbehrt jeder Grundlage.

Manfred Glaudien, Düsseldorf

 

 

Zu: "Demographische Entlastung"von Volker Kempf, JF 26/02

Interessen der Mehrheit

Die Geburtenentwicklung in Asien und Südamerika läßt hoffen, daß die besonders aus ökologischen Gründen wünschenswerte Abnahme der Weltbevölkerung noch in diesem, spätestens im nächsten Jahrhundert beginnt.

Wenn von einem schrumpfenden Volk ein Drittel wegen hohen Alters nicht mehr erwerbstätig ist, dann führt dies zu Problemen. Dabei dürfen wir nicht vergessen: Daß in einem wachsenden Volk ein Drittel wegen geringen Alters noch nicht erwerbstätig ist, führt(e) auch zu Problemen, eher zu größeren (wegen mitwachsendem Bedarf an Wohnraum, Straßen, Arbeitsplätzen usw.), und diese Probleme wurden auch gelöst.

Allerdings: die erforderlichen Strukturänderungen besonders im Wirtschafts- und Sozialsystem müssen erarbeitet werden: Reformen müssen nicht nur am Schreibtisch erdacht, sondern auch in die Realität umgesetzt werden. Und wenn verschiedene Nationalstaaten verschiedene Wege gehen, so daß ein Land von anderen Ländern lernen kann, dann läßt sich der beste Weg leichter finden, als wenn in einer globalisierten und gleichgeschalteten Welt alle Länder denselben Weg gehen.

Das deutsche Geburtendefizit via Zuwanderung auszugleichen, löst das Problem nicht, sondern blockiert die Erarbeitung von Lösungswegen. Und wenn in 100 Jahren die Weltbevölkerung überaltert ist und in 150 Jahren (hoffentlich) sinkt, dann wird man nicht auf die Notwendigkeit einer Zuwanderung von Außerirdischen pochen können.

Ein Zuwanderungsgesetz, das dem "Wettbewerb um die besten Köpfe" (so Otto Schily) dient, liegt vielleicht in unserem nationalen Interesse - jedenfalls wenn man dieses engstirnig und materialistisch definiert. Es liegt aber nicht im Interesse der Menschheit.

Im Interesse der Menschheit liegt vielmehr, daß Deutschland Nationalstaat bleibt und als solcher Pionierarbeit leistet beim Auffinden von Wegen, soziale und wirtschaftliche Stabilität unter den Bedingungen eines Bevölkerungsrückganges zu erhalten.

Holger Schleip, Birkenfeld

 

Normalität notwendig

Damit stellt sich Kempf in vollkommenen Widerspruch zu den (von Prof. Dr. Herwig Birg, Univ. Bielefeld, immer wieder erläuterten) wissenschaftlichen Erkenntnissen. Geburtenarmut führt nicht einfach zu einer kleineren, sondern zu einer katastrophal überalterten Bevölkerung, die in einer sich beschleunigenden Abwärtsspirale zur Selbstergänzung immer weniger in der Lage ist. Die Einschnitte in die Bevölkerungspyramide durch die fehlenden Geburten seit 1970 sind erheblich gravierender, als alle Verluste in beiden Kriegen, einschließlich der Millionenverluste an Zivilisten durch Bombardement, Vertreibung und den Tod in den Gefangenenlagern der Sowjets und der Amerikaner.

Die heute lebenden jungen Deutschen reichen von ihrer Zahl her längst nicht mehr aus, diese Entwicklung kurzfristig aufzuhalten, selbst wenn ab sofort die Geburtenziffer wieder auf ein natürliches Maß ansteigen und sich auf Dauer auf dieser Höhe halten sollte. Selbst in diesem unwahrscheinlichen Fall wäre ein über mehrere Generationen andauernder Gesundungsprozeß bis zum Erreichen der Normalität notwendig. Generationenlange Überalterung und Schrumpfung sind jedoch bereits völlig zwangsläufig und unvermeidlich.

Dr. Gunther Kümel, Eppenhain

 

JF jetzt in grün?

Nun haben die Grünen schließlich auch ein Forum in der JUNGEN FREIHEIT gefunden, in dem sie ihr Gift versprühen können. Wie anders ist es zu verstehen, wenn die Halbierung des Volkes bis 2080 als umweltgerechte Großtat hingestellt wird? Wir sind also nichts anderes als Umweltverschmutzer.

Der Verfasser weiß natürlich genau, daß vorher der ökonomische Zusammenbruch stehen würde. Wer soll die 50 Prozent leerstehenden Häuser bewohnen? Einwanderer aus der dritten und vierten Welt. Es kommt so, wie es bisher schon war: das die fehlenden Deutschen durch Ausländer ersetzt werden. Es wird also nichts aus der verbesserten Ökologie.

Aber die Deutschen sind nach diesem Zeitpunkt zur Minderheit im eigenen Land geworden, so wie sie es jetzt schon in vielen Stadtteilen der Großstädte geworden sind. Damit das Volk aber nicht merkt, was passiert, werden solche "umweltpolitischen" Artikel geschrieben. Auch in der JF. 

Dr. Hans Deves, Oranienburg

 

 

Zu: "Die Habermaskeule trifft ins Leere" von Andreas Wild, JF 25/02

Zwielichtige Erinnerung

Was denn nun? Ein Bäcker ist ein Bäcker und bleibt ein Bäcker. Der im letzten Jahr gekürte Friedenspreisträger aber kann sich offenbar nicht entscheiden, wem er die Gunst der Zugehörigkeit antun soll. Noch ist er als Soziologe aus Frankfurt in zwielichtiger Erinnerung. Dann geriert er sich als Geschichtswissenschaftler im sogenannten Historikerstreit. Jetzt nennt er sich Philosoph - wenn man der Welt folgt, sogar "Staatsphilosoph der Bundesrepublik", und alle lauschen kniefällig in stehenden Ovationen und ehrfurchtsvoll seinen weltbewegenden "Erkenntnissen" - armes Deutschland!

Dr. Gerhard Fischer, Schifferstadt

 

 

Zu: "Auf der Flucht vor Gott" von Werner Olles, JF 25/02

Danke

Vielen Dank - wo liest man so etwas heute noch! Es ist, wie ihr Artikel schließt: "Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, daß wir darin wandeln sollen." (Epheser 2, 10)

Jens Kullik, Neumünster

 

 

Zu: "Von Verschwörung keine Spur" von Ivan Denes, JF 25/02

Raffiniert

Der arglose, naive, vertrauensselige Deutsche kann sich in der Gradheit seiner Seele nicht vorstellen, wieviel listige Verschlagenheit in Menschenhirnen wohnt. Als würden sich fest in jüdischer Hand befindliche Presseorgane wie die New York Times oder Times plötzlich als Kritiker israelischer Politik solidarische auf die Seite der Palästinenser schlagen, durchschaut er nicht das abgekartete Spiel, das Täuschungsmanöver als taktischen Schachzug zur Absolution vom schwer lastenden Verdacht der Parteinahme und Komplizenschaft nach dem Motto: "Ecce, sind wir nicht ein objektives Blatt?" Und was könnte einen abhalten sich vorzustellen, daß etwaige Einnahmeverluste infolge weiterer, der Choreographie bzw. Dramaturgie obligatorischer Boykottaufrufe nicht durch Nichtjuden mit Neu-Abos sogar überkompensiert werden könnten? Ganz schön raffiniert.

Manfred Schneider, München

 

Geld spielt keine Rolle

Hinter die Überschrift gehört ein Fragezeichen! Da heißt es im Text: "Boykottaufrufe werden verschärft... Aktionen laufen gegen... brachte eine elektronische Lawine ins Rollen..." Wer ist es eigentlich, der da agiert und reagiert? Das sind Filmregisseure, Professoren, Autoren, Journalisten, Historiker, Politiker - verstreut über Europa, Amerika, Kanada und Australien. Sie alle gehen gegen Leute vor, die angeblich jüdische Interessen mißachten, nicht ausgewogen oder historisch korrekt gesprochen oder geschrieben haben. Diese Menschen schleudern den Bannstrahl in Form eines Boykottaufrufes oder aber in noch viel heimtückischeren Formen. Geld spielt dabei überhaupt keine Rolle, sogleich sind mächtige Organisationen mit Millionensummen für die fällige Disziplinierung zur Stelle. Das, Herr Denes, ist die Verschwörung, die allerdings keine oder kaum merkliche Spuren hinterläßt.

Martin Krusch, Freiberg

 

 

Zu: "Beharrliche Aufklärung" von Ekkehard Schultz, JF 24/02

Richtigstellung

Die jungen Leute haben offensichtlich immer noch ihre Schwierigkeiten mit der deutschen Schrift (nach Sütterlin).

Es ist genau umgekehrt, wie es Ekkehard Schultz darstellt. Die sogenannte "Sütterlinschrift" wird nicht umgangssprachlich als deutsche Schreibschrift bezeichnet, sondern die deutsche Schreibschrift oft fälschlicherweise als Sütterlinschrift. Sütterlin war ein Grafiker, der eine einfache Form (Schriftbild) der deutschen Schrift entwickelte, die dann an den Schulen in Deutschland (besonders während der Weimarer Republik) einheitlich gelehrt wurde.

Der Name dieses Mannes ist daraufhin derart bekannt geworden, daß der irreführende Ausdruck "Sütterlinschrift" entstand, der dann fälschlich allgemein für die deutsche Schreibschrift verwendet wurde und wird.

Karl Schönberg, Sinzig

 

 

Zu: "Furcht vor dem Fehltritt" von Doris Neujahr, JF 24/02

Neurotische Dimensionen

Die Ausdrucksmerkmale und Auffälligkeiten der Herren Spiegel und Friedman mögen unterschwellig eine diffuse "Anti-Haltung" transportieren, wie sie jeder andere Zeitgenosse zu provozieren imstande wäre. Die Frage ist: Sprechen diese Herren für sich selbst, für Israel oder im Namen aller Juden? Die "Furcht vor dem Fehltritt" kultiviert neuerdings eine Art "intellektueller Nötigung", an Eides Statt versichernd, keine antisemitischen Ressentiments zu hegen. Was für ein armseliges Beglaubigungsritual um Teilnahme am "offenen, herrschaftsfreien Diskurs". Der konditionierte Reflex der Antisemitismuskeule in dieser inflationär-kulminierten Ausprägung scheint neurotische Dimensionen anzunehmen, als handele es sich um eine Art reziproker Korrelation als Maß gerade der Wahrscheinlichkeit, der Geschichte etwas vorenthalten zu müssen. Der Antisemitismus speist sich aus historischen Wurzeln, ist aber auch eine offene Frage der unbewältigten Vergangenheit. Solange feststehende historische Tatsachen der Galileifizierung harren, tragen diese weniger zur Bewältigung - Korrektur latenter, tradierter antisemitischer Klischeevorstellungen - als zur Vernebelung der Vergangenheit bei. Mittlerweile drängt sich außerdem der Eindruck auf, daß die eigene Klasse nach dem "Funktionalisierungsprinzip" (Neujahr) wenig an einer Bewältigung dieser Vergangenheit interessiert ist.

Roger Süllhöfer, Wuppertal

 

Wo bleibt der Aufstand?

Da die gleiche Intoleranz und Hochnäsigkeit der "Berufsjuden" auch auf Sharon zutrifft, kann ich die Äußerungen des Herrn Karsli verstehen. Man muß sich nur das brutale Vorgehen der Israelis in den besetzten Gebieten, die völkerrechtswidrige Siedlungspolitik oder die Massaker in Sabra oder Dschenin vergegenwärtigen.

Wo bleibt der Aufstand der Anständigen, insbesondere der Greisenriege in der FDP, wenn Wolffsohn zum Boykott ihrer Partei bei der nächsten Wahl aufruft?

Horst Geisel, Duisburg

 

 

Zu: "Ergebnis einer jahrelangen Kampagne" von Klaus Ulrich Hammel, JF 23/02

Reaktionärer Unfug

Dieser Artikel empört mich, ohne daß ich ihn gelesen habe, denn ich kann so einen unbelehrbaren reaktionären Unfug nicht lesen.

Mein Vater ist zu den Partisanen übergelaufen, und das war der wahre Patriotismus. Jede Desertation trug dazu bei, daß der Krieg verkürzt wurde, weniger Menschen erschossen und Gebäude zerstört wurden. Ein Verbrechen war es, die Befehle eines wahnsinnigen Verbrechers zu befolgen. War es vielleicht eine Heldentat und Dienst am Vaterland, dazu beizutragen, daß der Jahrgang 22 fast komplett ausgerottet und daß Europa in Trümmern gelegt wurde und 50 Millionen Menschen umkamen?

Viele Probleme, die uns der Führer und seine Befehlsausführer aufgebürdet haben, gibt es noch heute: Vertriebene, Deutschlands Osten 40 Jahre unter kommunistischer Herrschaft und deshalb bis zum heutigen Tag Problemfall, Ausländerprobleme, endlose Diskussionen mit und um Juden - alles die Schuld von Hitler.

Als die Rote Armee nur noch wenige Meter vom Führerbunker entfernt war, haben die Kettenhunde noch Deserteure aufgehängt. Was für ein Wahnsinn! Und Unrecht! Wären mehr desertiert, hätte es weniger Opfer gegeben. Die gleichgeschalteten Befehlsempfänger sind übrigens immer und überall die Bösen, und die Nichtmitmacher mit dem eigenen Kopf sind die Guten. Manfred Bartz, Hamburg

 

Feige Helden

Für mich sind die Soldaten der Deutschen Wehrmacht, die im zweiten "Vernichtungskrieg" vom ersten bis zum letzten Tag fair und tapfer gegen eine feindliche Übermacht bis zur letzten Patrone für ihr Volk und ihr Vaterland gekämpft haben, alle Helden der deutschen Nation. Sie kämpften nicht für den "Führer", wie die wehrdienstverweigernden Schlaumeier von heute dem Volk suggerieren.

Dagegen sind Soldaten, die desertierten, um ihre Haut zu retten, feige gewesen. Sie ließen nicht nur ihr Vaterland im Stich, sondern brachten auch ihre Kameraden in mißliche Situationen. Sie heute zu Helden zu deklarieren und in Einzelfällen ihre Taten auch noch mit Geld zu prämieren, grenzt nicht an, sondern ist Wahnsinn.

Friedrich Kurreck, Offenbach


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