© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    28/02 05. Juli 2002

 
Meldungen

Preußens Pompeji: Auf nach Prillwitz

GREIFSWALD. Auf die versinkende Geschichtslandschaft Hinterpommerns stimmt sich am besten ein, wer sich ihr von Süden nähert, von der Ruinenstadt Küstrin her, dem preußischen Pompeji. Über Schloß Tamsel, dem Schlachtfeld von Zorndorf und an neumärkischen Gütern vorbei ist dann bald das kriegszerzauste Pyritz erreicht. Dort in der Nähe findet sich das zerstörte Rittergut Prillwitz, das selbst als Ruine noch vom Zauber des preußischen Klassizismus kündet. Im jüngsten Jahrgang der Baltischen Studien (Band 87/02), dem Organ der Gesellschaft für Pommersche Geschichte, befaßt sich Eberhard Lebender mit der Geschichte dieses Kleinods, das bis 1799 einem preußischen Offizier gehörte, dessen tragisches Ende Theodor Fontane als Vorlage für seinen Roman "Schach von Wuthenow" diente. Lebender kann anhand des heute noch über dem Eingang des Herrenhauses sichtbaren Reliefs, das die Göttin Ceres, die Beschützerin des Landbaus, zeigt, nachweisen, daß der preußische Baudirektor Heinrich Gentz, der die "Neue Münze" am Werderschen Markt in Berlin (1800) schuf, das Prillwitzer Herrenhaus entwarf. Dort residierte bis 1834 Auguste von Prillwitz, die Geliebte des Hohenzollernprinzen August. Die Reste des ihrem Andenken geweihten, von Friedrich Schinkel erbauten Mausoleums und ein weitläufiger Park, den Conrad von Borsig nach 1918 anlegte, laden zur Zeitreise ein.

 

Kritik auf Königsberger Patenschaftsfeier

DUISBURG. "Fünfzig Jahre Patenschaft Duisburg - Königsberg (Pr.)" stehen im Zentrum des Bürgerbriefs (58/02) der jetzt auch im Weltnetz erreichbaren Stadtgemeinschaft Königsberg ( www.stadtgemeinschaft-koenigsberg.de ). Die im Mai zelebrierte Feier ist darin ausführlich dokumentiert - einschließlich der Rede der Duisburger SPD-Bürgermeisterin, die den vertriebenen "Paten" das westdeutsche Credo ins Stammbuch schreibt: "Das Dritte Reich und der von Deutschen begonnene Zweite Weltkrieg haben unvergleichliches Leid über Europa gebracht." Trotzdem war die Jubiläumsrede des Vorsitzenden der Stadtgemeinschaft, Klaus Weigelt (CDU), der seit Mitte der neunziger Jahre - nach Ablösung des als "nationalistisch" denunzierten Kieler Juristen Fritjof Berg - einen konformistisch-paneuropäischen Kurs steuert, erstaunlich aufmüpfig. Weigelt mahnte bei den westlichen "Freunden" die überfällige "Verurteilung der Vertreibung als Mittel der Politik" an. Und er kritisierte ein außenpolitisches Versagen, das sich von Kohl auf Schröder vererbe: in bilateralen Gesprächen mit Prag und Warschau hätten alle Bundesregierungen unterdrückt, was nun europäisch geregelt werden müsse. (Kontakt: Geschäftsstelle Stadtgemeinschaft Königsberg Pr., Annelies Kelch, Luise-Hensel-Straße 50, 52066 Aachen, Tel.: 0241/68109, Fax: 0241/ 62603).


 
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