© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    26/02 21. Juni 2002

 
UMWELT
Demograpische Entlastung
Volker Kempf

In der Regel versprechen Politiker allen immer mehr, bei der Rente wagt das aber niemand mehr. Jedoch darf zwischen Walter Riester (SPD) und Friedrich Merz (CDU) gestritten werden, ob das Rentenniveau "langfristig" von 70 auf 67 oder 64 Prozent gesenkt werden muß. Sicher ist, daß die Kinderarmut in Deutschland Ursache dieses Abwärtstrends ist. Zuletzt wurde eine Geburtenrate von 1,2 Kindern pro deutscher Frau ermittelt. Damit ist unser Volk wieder einmal Weltmeister, diesmal in der Halbierung seiner selbst bis 2080. Da mag es nur wenige trösten, daß sich die Zahl der Europäer insgesamt bis zum Jahr 2100 ebenfalls um 50 Prozent halbiert haben wird, wenn man den Demographen von heute glauben darf.

Ökologisch gesehen ist das keine schlechte Sache. Statt von demographischer Katastrophe, müßte man hier von einer demographischen Entlastung sprechen. Denn der Ressourcenverbrauch ist auf dem heutigen Niveau und bei heutiger Menschenzahl das vorprogrammierte Chaos. Europa und Deutschland müßten also vielmehr als Vorbilder angesehen werden. Dieser Vorbildrolle muß man aber auch gerecht werden. Und das betrifft dann die Gestaltung dieses Geburtenrückganges und seine nationalen Folgen. Statt Masse in den Schulen und Hochschulen zu produzieren, muß wieder mehr auf Eliten gesetzt werden. Auch erscheint es angemessen, Kinderreichtum in diesem Lande bei der Rente deutlich anzurechnen. Das wird sicher mehr Geburten zur Folge haben, aber das kann man sich bei einer Geburtenrate von fast einem Kind pro Frau unter dem bestandserhaltenden Niveau auch leisten. Wegen diesem Stück Gerechtigkeit wird es keine ökologische Katastrophe geben.


 
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