© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    25/02 14. Juni 2002


Zitate

"In Deutschland existiert der Mythos, die restliche Welt wäre von diesem Land und seiner Geschichte besessen. Ich möchte der deutschen Öffentlichkeit ein Geheimnis verraten: die Welt verschwendet nicht allzuviel Zeit darauf, sich über Euch den Kopf zu zerbrechen. Sie hat ihre eigenen Sorgen, Krieg, Hunger, Gewalt, Steuern, Sex, sichere Arbeitsplätze. Die Vorstellung, Deutsche könnten Israel nicht kritisieren, ohne als Antisemiten bezeichnet zu werden, ist grotesk, und sie impliziert, daß diese Idee von Juden aufrecht erhalten würde. Es handelt sich um ein rein deutsches Konstrukt, daß eine Neurose der Deutschen zur Grundlage hat. Also regt Euch ab, Deutsche. (...) Ihr seid nicht länger Opfer einer geschichtlichen Bürde. Ihr seid langweilig, wohlhabend, gesund, normal. Genau wie wir Amerikaner."

Guy Raz, Deutschland-Korrespondent des amerikanischen National Public Radio (NPR), in der "Süddeutschen Zeitung" vom 6. Juni

 

 

"Die linken Regierungen, die es durchaus ehrlich meinen, wagen es nicht, den kapitalistischen Systemen Widerstand zu leisten; die Angst vor jedem Wechsel lähmt sie. Sie wollen einfach nicht die Hand ergreifen, die ihnen das Volk reicht. Jospin und seine Freunde haben das Land verwaltet, aber keine tief greifende sozialistische Revolution geschaffen, die das linke Volk erwartete. Als Jospin am 21. April gehen mußte, sagte er: Aber wir haben doch eine gute Politik gemacht, wir waren Musterschüler des Internationalen Währungsfonds. Das bewies doch, daß er den Hauptgrund der Niederlage nicht begriffen hat. Wir wollen nicht Musterschüler des IWF sein, weil genau der die Völker mit seinem Geld und seinen Methoden unterdrückt."

Danielle Mitterrand, französische Präsidentenwitwe, in der "Berliner Zeitung" vom 5. Juni

 

 

"Das diffuse Geschwätz über Tabus und ihr mutiges Abschütteln schwillt zum Bocksgesang an. Während Möllemann noch an Tabus rüttelt, wirbt Westerwelle bei Christiansen damit um Vertrauen, daß jede Gesellschaft ihre Tabus brauche. Was sind Tabus? ...Frühere Ethnologen haben den Ausdruck 'Tabu' auch für den scheuen, meist ritualisierten Umgang mit 'heiligen Objekten' verwendet. Tabus dienen, so war die Vorstellung, einer affektiv stabilisierenden Einhaltung symbolischer Grenzen."

Jürgen Habermas in der "Süddeutschen Zeitung" vom 7. Juni

 

 

"In Israel hat (spätberufener) elitärer deutscher 'Antifaschismus' die ihm würdige Entsprechung gefunden. Mit sozialdarwinistischer Brutalität geht der elitäre Nahost-Staat gegen alle palästinensischen Bekundungen des 'Sozialneides' vor... Die deutsche Antisemitismus-Debatte nach den Vorgaben israelischer Propagandaoffiziere erfolgt nicht aus der besonderen 'deutschen Verantwortung gegenüber der Geschichte', sondern aus dem Bedürfnis, die geschichtlichen Voraussetzungen des deutschen Faschismus zur Entlastung der Eliten umzudeuten."

Werner Pirker in der "Jungen Welt" vom 7. Juni.


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