© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    25/02 14. Juni 2002

 
Interessen durchsetzen
von Alexander Barti

Wenn Menschen gleiche Interessen haben, schließen sie sich zu einer Gruppe zusammen - denn die Erfahrung lehrt, daß man gemeinsam stärker ist. Das war schon immer so, und es ist egal, wie die Soziologen den Kitt des Zusammenhaltens erklären, ob durch "patriarchale Gewalt" oder "Angst vorm Verhungern": Eintracht hält Macht, Basta! In der politischen Sphäre sind die Parteien am deutlichsten als Anwälte für eine bestimmte Sache zu erkennen. Im Bereich der Wirtschaft dürfte der ADAC mit seinen über acht Millionen Mitgliedern ein Schwergewicht sein - kein Verkehrsminister wird es wagen, die Autofahrer-Lobby zu übergehen; und für die Metaphysik zeichnen die Glaubenskonzerne verantwortlich. Quantität allein reicht aber nicht aus, um Macht zu haben, am deutlichsten merkt man das bei den Kirchen: trotz einer zigmillionenfachen Mitgliedschaft hecheln sie dem Zeitgeist eher hinterher, statt eigene Akzente zu setzen - ihre Mitglieder sind damit sichtlich einverstanden.

Im übrigen machen die Interessengruppen der jüdischen Bürger auch nichts anderes als SPD, ADAC oder BDI. Insofern ist es hirnrissig, sie deswegen zu beargwöhnen oder gar anzugreifen. Wenn der Zentralrat der Juden in Deutschland oder B'nai B'rith International mit Argusaugen auf antisemitische Tendenzen achten, erfüllen sie schlicht ihren Auftrag. Daß nicht-jüdische Deutsche offenbar kein Interesse daran haben, antideutschen Tendenzen im In- und Ausland kraftvoll entgegenzutreten, ist ihr eigenes Pech. Insofern zeigt sich im Raunen über eine "zionistische Lobby" ein Neidkomplex der Unfähigen.


 
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