© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    24/02 07. Juni 2002

 
Frisch gepresst

Deutschland 1945/46. Noch in den frühen achtziger Jahren konnte man Robert Biberti in "seinem" Restaurant am Berliner Savignyplatz begegnen. Erst nach vielen Aufforderungen ließ er sich manchmal herab, über die "Comedian Harmonists" zu erzählen, deren Finanzminister er war. Der "Arier" Biberti vergegenwärtigte die zwanziger und frühen dreißiger Jahre Berlins, die nicht nur für sein zum Weltruhm gelangtes Sextett die Hochzeit jüdisch-deutscher Symbiose waren. Physiognomisch glich Biberti dem etwa gleichaltrigen, jüdischen Architekturhistoriker Julius Posener, und es war nicht ohne Reiz, die beiden "Gewächse" der Weimarer Kultur im geteilten Berlin in unterschiedlichen Biotopen zu erleben. Nur wer daran eine Erinnerung bewahrt, wer sich der gleichfalls in dieses Ambiente gehörenden feinen Gelehrtenfigur des Breslauer Juden Norbert Elias erinnert, wie er, Gestalt des 19. Jahrhunderts, in einer Buchhandlung keck über Berge von Sociologica hinwegblickte, wird den intellektuellen Absturz ermessen können, in den uns die aktuelle Möllemann-Walser-"Antisemitismus"-Debatte hineinreißt. Sei's drum: Jenen, denen nicht das Glück persönlichen Umgangs mit den letzten Exponenten Weimars widerfuhr, bleibt Poseners Autobiographie von 1990 ("Fast so alt wie das Jahrhundert") und nun sein erstmals in Deutschland publizierter, gewohnt ironischer Rapport über die Verhältnisse im besetzten Nachkriegsdeutschland (In Deutschland 1945 bis 1946. Siedler Verlag, Berlin 2002, 206 Seiten, 19,90 Euro).

Erderwärmung. Der bekannte ZDF-Meteorologe Wolfgang Thüne hat bereits mit seinem Buch "Der Treibhaus-Schwindel" vielen Wissenschaftskollegen die Stirn geboten, indem er eine Aufheizung der Erdatmosphäre durch den "Treibhaus-Effekt" bestritt, weil dieser den Faktor Wetter kategorisch ausklammere. Nun geht er gegen die Verurteilung des Kohlendioxid durch die Vereinten Nationen und vieler Kollegen als "Klimakiller" vor, da dieses mit gerade einmal 0,3 Promille Volumenanteil in der Atmosphäre nur marginalen Anteil, gemessen am Wasserdampf, an einer Klimabeeinflussung haben könne. Den Grund dieses Fehlurteils sieht Thüne in einer ideologisch verbrämten Entfernung der Wissenschaft von seiner neutralen, "zweckfreien" Forschungsaufgabe (Freispruch für CO2. Wie ein Molekül die Phantasien von Experten gleichschaltet. Editon Steinherz, Wiesbaden 2002, 236 Seiten, 19,95 Euro).


 
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