© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    23/02 31. Mai 2002

 
Meldungen

Nationalpreis an de Bruyn und Siedler

BERLIN. Der Schriftsteller Günther de Bruyn und der Verleger und Publizist Jobst Siedler sind mit dem diesjährigen Nationalpreis ausgezeichnet worden. Zur Begründung hieß es, beide Preisträger seien "wache Zeitzeugen und Chronisten beider deutscher Diktaturen sowie der deutschen Teilung". Sie hätten sich "um die Bewahrung der politischen Kultur und des historischen Gedächtnisses Deutschlands verdient gemacht". Der Preis wird von der Deutschen Nationalstiftung Weimar vergeben und ist mit insgesamt 100.000 Euro dotiert. Alt-Bundespräsident von Weizsäcker sagte in einer Laudatio, beide Preisträger hätten sich mit ihrem profunden, verantwortlichen Bild von Herkunft und Zukunft, ihrem historischen Denken und Fühlen immer von neuem den Fragen zugewandt, "die das geteilte wie das geeinte Land bewegen". Günter de Bruyn, 1923 in Berlin geboren, zählt zu den wenigen ostdeutschen Autoren, die auch im Westen viel gelesen wurden. Viele seiner Bücher beschäftigten sich kritisch und ironisch mit dem Alltag in der DDR, darunter "Maskerade", "Märkische Forschungen" und "Neue Herrlichkeit". De Bruyn seien "die eindrucksvollsten Schilderungen über das Ringen um Gehen und Bleiben unter der Diktatur" zu verdanken, sagte von Weizsäcker. Wolf Jobst Siedler, ebenfalls 1923 geboren, war Feuilletonchef beim Berliner Tagesspiegel und wurde später Leiter des Propyläen-Verlages. 1980 gründete er seinen eigenen Verlag. Daneben veröffentlichte er zahlreiche Essays und Aufsätze sowie 14 Bücher. Mit dem Nationalpreis zeichnet die 1993 gegründete Stiftung Menschen aus, die einen Beitrag für das Zusammenwachsen der ehemals getrennten Teile Deutschlands geleistet haben. Bisherige Preisträger waren unter anderen die Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche Dresden, der Liedermacher Wolf Biermann, der Kunstmäzen Heinz Berggruen, die Erstunterzeichner der Gründungserklärung des Neuen Forums sowie zuletzt Polens ehemaliger Regierungschef Tadeusz Mazowiecki zusammen mit dem französischen Publizisten Joseph Rovan.

 

PDS-Kultursenator gegen Schloß-Aufbau

BERLIN. Berlins PDS-Kultursenator Thomas Flierl hat sich erneut gegen einen Wiederaufbau des Stadtschlosses ausgesprochen. "Die Vergangenheit kann nicht rekonstruiert werden. Auch ein Schloß sollte man nicht klonen", sagte er in einem Gespräch mit Spiegel-online. Die Rekonstruktion des Schlosses allein könnte dem Anspruch der Neubestimmung der Mitte Berlins nicht gerecht werden. In der Frage Palast der Republik oder Schloß trete er für für eine "zeitgenössische, dritte Lösung" ein. Wenn sich Land, Bund und künftige Nutzer über ein Finanzierungskonzept verständigten, könnte 2004 ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben und ein Jahr später mit dem Bau begonnen werden, sagte Flierl.

 

Mauerlied-Wettbewerb der Burschenschaft

POTSDAM. Die Deutsche Burschenschaft hat einen Mauerlied-Wettbewerb ausgeschrieben. Das Lied soll an die deutsche Teilung und ihr unmenschliches Symbol, die Mauer, erinnern. Der Wettbewerb ist offen, die Teilnehmer sind in der literarischen Gestaltung des Liedtextes frei. Einzige Voraussetzung ist eine eigenständige Melodie. Die Lieder sind bis zum 31. Dezember 2002 einzureichen bei Karl-Wolfgang Völger, Bebelstr. 10, 64404 Bickenbach. Wer nicht selbst komponieren kann, kann sich mit seinem Text an Siegfried Burger (Hans-Thorra-Weg 4, 78532 Tuttlingen) oder Henning Lenthe (Häusserstr. 54, 81929 München) wenden. Beide sind nach Angaben der Deutschen Burschenschaft gern bereit, die Texte unentgeltlich zu vertonen. Die Preisträger werden im Januar 2003 benachrichtigt.


 
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