© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    23/02 31. Mai 2002

 
Heimkehr eines Totgeglaubten
Kino II: "The Majestic" von Frank Darabont bietet gefühlsduseliges Pathos
Ellen Kositza

Atmosphärisch dicht und emotional berührend, insgesamt "großes Gefühlskino" sei der neue Film von Frank Darabont ("The Green Mile") und mit Jim Carrey ("The Truman Show"). Deshalb ist er von der Wiesbadener Filmbewertungsstelle mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet worden. Daß diese Institution alles andere als eine auch nur annähernd objektive Maßgabe setzt, ist damit einmal mehr bewiesen. Man kann "The Majestic" auch als zweieinhalbstündigen, bisweilen zähen, in jedem Fall durchschnittlichen Streifen sehen, der hauptsächlich auf ein amerikanisches Publikum abzielt.

Die von gefühlsduseligem Pathos getragene Geschichte spielt in den USA der fünfziger Jahre unter McCarthy: Obwohl der aufstrebende, doch bislang relativ erfolglose Jungregisseur Peter Appleton (Jim Carrey) bar jeglicher politischer Ambitionen ist, gerät er - nichtsahnend - auf die Schwarze Liste der Kommunistenhäscher. Nach einem frustrierenden filmischen Mißerfolg setzt er sich betrunken in sein Auto und stürzt bei einem Ausweichmanöver vor einer Ratte in einsamer Gegend von einer schmalen Holzbrücke. Unter Wasser kann er sich aus dem Wagen befreien, prallt aber mit seinem Kopf heftig gegen einen Brückenpfeiler und wird darauf am Ufer der kalifornischen Kleinstadt Lawson angeschwemmt.

Den freundlichen Einwohnern dort kommt sein Gesicht gleich bekannt vor, doch kann Peter ihrer Erinnerung nicht weiterhelfen - er hat durch den Unfall sein Gedächtnis verloren. Schließlich erkennt der alte Harry Trimble (Martin Landua) in ihm seinen im Krieg gefallen geglaubten Sohn Luke wieder. In Lawson, das viele seiner Söhne im Krieg lassen mußte, wurde des verschollenen Lukes über ein Jahrzehnt als Helden gedacht, da er bei der Landung der Alliierten in der Normandie, so heißt es, sein Leben gab, um ein Dutzend seiner Kameraden zu retten.

Seinen Gedanken auf die Sprünge helfen, soll ihm seine ehemalige Freundin Adele (Laurie Holden), die "Luke" zu erinnerungsträchtigen Orten - die Spielplätze der Kindheit, der erste Kuß auf dem Leuchtturm etc. - ihrer gemeinsamen Vergangenheit führt. Die rührende Dorfgemeinschaft will gar nicht aufhören, die Heimkehr des Totgeglaubten zu feiern, und Vater Harry kann mit der Hilfe seines Sohnes endlich seinen langgehegten Wunsch wahr werden lassen - sein altes, ehemals glamouröses Filmtheater, das "Majestic", zu restaurieren und wieder in Betrieb zu nehmen.

Doch lange soll die Glückseligkeit nicht währen, denn die Kommunistenjäger sind auf Peters/ Lukes Spuren - tot oder lebendig, so heißt ihre Direktive.

Es folgt all das, was folgen muß, samt seicht-kitschigem Happy-End. So wäre der populäre Grimassenclown Jim Carrey besser bei seinen Leisten geblieben, bei kurzweiligen Komödien nämlich, statt sich in dieser "romantischen Tragikomödie" zum Affen zu machen.


 
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