© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    23/02 31. Mai 2002

 
Der Lack ist ab
von Alexander Barti

Und jetzt auch noch der Skandal um hochgiftige Rückstände im Öko-Futtermittel. Es scheint, als kenne das Schicksal keine Gnade, wenn es darum geht, das rot-grüne "Reformprojekt" bloßzustellen. Dabei fing alles so gut an: nach 16 Jahren Regierungszeit von Dauerkanzler Kohl lechzte das Volk nach einer Alternative. Aber als die Sektkorken endlich knallen konnten, in zahlreichen SPD Zentralen und im grünen Milieu, war die Zeit schon längst über die Generation der Wohlstandsrebellen hinweggefegt; damals merkte es bloß noch keiner, der Lack schien makellos.

Doch dann ging alles ganz schnell: Jürgen Trittin (Grüne) behauptete schamlos, eine 30jährige Restlaufzeit für Atomkraftwerke sei der langersehnte "Ausstieg" und sein pseudo-pazifistischer Parteikollege im Auswärtigen Amt, Joseph Fischer, schickte deutsche Soldaten in fragwürdige Kriegseinsätze. Solange das Volk wie gebannt auf die Aktienkurse starrte und für wenige glückliche Monate glaubte, dem ehernen Gesetz der Lohnarbeit entkommen zu sein, schüttelte es höchstens den Kopf, wenn es an die Brioni-Truppe im Kanzleramt dachte. Mit der Implosion der Börsenindizes kam das böse Erwachen - für alle. Die Stimmung war dahin, das Heer der Arbeitslosen schwoll an und zusammenstürzende Hochhäuser taten ihr übriges, um die Widersprüche des rot-grünen Märchens grell zu beleuchten. Inzwischen dämmert es vielen, daß schon damals unter dem Lack häßliche Rostflecken waren; jetzt platzen sie auf. Na und? Weg damit, auf den Schrottplatz der Geschichte!


 
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