© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    23/02 31. Mai 2002


Grüne Bemutterung
von Bernd-Thomas Ramb

Die eklatanten Preiserhöhungen anläßlich der von den Deutschen ungewollten Abschaffung der D-Mark mit der Zwangseinführung des Euros entwickeln sich zu einem dankbar aufgenommenen Dauerthema der Politiker. Nun will auch Verbraucherministerin Renate Künast ihre Verbraucherkinder schützen und die schrecklichen Teuro-Preistreiber zum politpädagogisch mißbrauchten "runden Tisch" zitieren. Neben den bösen Buben, dem Hauptverband des Deutschen Einzelhandels und dem Hotel- und Gaststättenverband, dürfen als Anwälte der Bedrohten der Bundesverband der Verbraucherschützer und die Gewerkschaft ver.di am "Anti-Teuro-Gipfel" teilnehmen. Mutter Courage Künast preßt damit ihre Konsumkinder ungefragt in eine ministerverordnete Verbrauchergewerkschaft.

Das Medienspektakel Anti-Teuro-Gipfel beweist vordergründig, daß Politiker - aus verständlichen Gründen vor allem solche aus der Regierungskoalition - im Wahlkampf ungeniert zu jedem Mittel greifen, um Aufmerksamkeit auf sich und von anderem weg zu lenken. Die dahinter stehende Auffassung, Verbraucher seien nicht in der Lage, sich gegen überzogene Preiserhöhungen zu wehren, entlarvt aber noch Schlimmeres. Die erwiesene Macht der Marktwirtschaft, durch Kaufverzicht Preissenkungen zu erzwingen, wird regierungsamtlich als abgeschafft erklärt. Die sozialistisch gezielte Unmündigkeitserklärung des Verbrauchers paßt in das Bild des entmündigten Bürgers, dem seinerzeit das Recht entzogen wurde, über die Abschaffung der D-Mark und die Einführung des Euros selbst zu bestimmen.


 
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