© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    21/02 17. Mai 2002

 
Meldungen

Kritik an Walsers Hinweis auf Versailles

KÖLN/BERLIN. Der Kölner Autor Ralph Giordano und der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, haben die Rede Martin Walsers kritisiert, die der Schriftsteller auf Einladung der SPD vergangene Woche in der Berliner Parteizentrale gehalten hat (siehe nebenstehenden Beitrag). Der 79jährige Schriftsteller Giordano schrieb in einem Offenen Brief, Walser habe mit der These, der Versailler Vertrag nach dem Ersten Weltkrieg sei eine der Hauptursachen für Hitlers Triumph, einen Fehler gemacht. Er suggeriere heutigen Generationen, daß Deutschland ein Opfer des Handelns auswärtiger Mächte sei. Damit habe Bundeskanzler Gerhard Schröder ohne Widerspruch der "Auschwitz-Keule" nun auch noch eine "Versailles-Keule" folgen lassen, erklärte Giordano. Walser hatte 1998 in seiner Paulskirchenrede gesagt, Auschwitz eigne sich nicht als "Moralkeule". Daraufhin wurde er vom damaligen Vorsitzenden des Zentralrats, Ignatz Bubis, scharf kritisiert. In einem Interview mit der Berliner Zeitung sagte Paul Spiegel, mit seinen Ausführungen zum Versailler Vertrag habe Walser die Diskussion um ihn mit "unsäg-lichen Theorien" bekräftigt.

 

Riefenstahl: Tieflands dissidente Dimensionen

WIEN. Der nahende 100. Geburtstag Leni Riefenstahls wirft seine Schatten voraus. Für das Geburtstagskind zumeist dunkle und drohende, da wieder einmal ihre "Verstrickung" in die NS-Herrschaft thematisiert werden dürfte. Umso überraschender sind die Töne, die die Filmhistorikerin Gerlinde Ulm-Sanford in einer Analyse von Riefenstahls "Tiefland" (1944/1954) anschlägt (Maske und Kothurn. Internationale Beiträge zur Theaterwissenschaft, 1/01). Sie glaubt, im Anschluß an eine ältere "Tiefland"-Studie von Robert von Dassonowsky, diesen Spielfilm als "Kritik an der Diktatur der Nazis" deuten zu dürfen. In einem Vergleich zwischen der Vorlage, Eugen D'Alberts gleichnamiger Oper und dem Drehbuch, glaubt Ulm-Sanford gerade dort die zeitkritische Intention des Films zu entdecken, wo Riefenstahls Abweichungen am ausgeprägtesten sind. Besonders auffällig sei die Betonung des bei D'Albert ganz vernachlässigten sozialen Themas. Mit ihrer veränderten "Tiefland"-Version habe Riefenstahl nicht nur den Druck, unter dem sie selbst spätestens ab 1940 gestanden habe, sondern auch die "Not" der gesamten deutschen Bevölkerung unter der "Gewaltherrschaft" darstellen wollen.

 

Kritik an Preispolitik von Wissenschaftsverlagen

HANNOVER. Niedersachsens Wissenschaftsminister Thomas Oppermann hat das Bundeskartellamt aufgefordert, die Preispolitik großer wissenschaftlicher Verlagskonzerne zu überprüfen. Die Verlage nutzten ihr Monopol auf Kosten der Hochschulbibliotheken und letztlich des Steuerzahlers aus, kritisierte der SPD-Politiker. "Dieses Geschäftsgebaren droht sich zu einer ernsthaften Gefahr für die Wissenschaft zu entwickeln", hieß es. Oppermann begründete seinen Appell mit "exorbitanten Preissteigerungen" von bis zu 30 Prozent bei internationalen wissenschaftlichen Fachzeitschriften, besonders bei Veröffentlichungen in den Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie der Medizin. Seit Jahren drehten die Verlage an der Preisschraube, ohne daß gestiegene Produktionskosten oder Wechselkursschwankungen dies rechtfertigen könnten. Eine solche Preispolitik habe nichts mehr mit fairem Wettbewerb zu tun.

 

Sprach-Pranger

"Education is not for sale."

Resolution der Jungsozialisten und der PDS-nahen Offenen Linken Liste im Studentenparlament der Universität Potsdam


 
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