© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    20/02 10. Mai 2002

 
Wirbel um die JF
Empörung über Interview-Äußerungen Jamal Karslis
(JF)

Ein in der JUNGEN FREIHEIT veröffentlichtes Gespräch mit Jamal Karsli hat heftige Reaktionen in Medien und Politik ausgelöst. Karsli, Abgeordneter des nordrhein-westfälischen Landtages, war kürzlich aus Protest gegen die Nahostpolitik seiner Partei von den Grünen zur FDP übergetreten. Im Interview mit der JF ("Fischer hat die Ideale der Grünen verraten", 19/02) kritisierte er die Wahrnehmung des Nahostkonfliktes in Deutschland als "einseitig und heuchlerisch" und forderte die Abkehr von einer "Doppelmoral", die Verbrechen nur selektiv wahrnehme.

In einer Medien-Kampagne wird Karsli nun unter Druck gesetzt, weil er mit der JUNGEN FREIHEIT einer angeblich "rechtsextremen" Zeitung ein Interview gegeben habe. So titelt der Bonner Generalanzeiger: "FDP-Neuling gibt Rechtsextremen ein Interview". Erneut stützen sich die Presseberichte auf die Wertungen des umstrittenen NRW-Verfassungsschutzes, wobei mehrere Zeitungen sich nun sogar versteigen, die JUNGE FREIHEIT unter Berufung auf die Düsseldorfer Behörde "antisemitischer Propaganda" (Kölner Express) zu bezichtigen oder gar als "antidemokratische Hetzpostille" (Aachener Nachrichten) zu bezeichnen. Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth warf Karsli "ein unerträgliches Ausmaß an Unmoral und Verantwortungslosigkeit" vor und forderte Karsli auf, sein Mandat niederzulegen.

In einer Presseerklärung protestiert der Chefredakteur der JF, Dieter Stein, gegen die Titulierung der JF als "rechtsextrem" und verwahrt sich in Stellungnahmen gegenüber den Zeitungen entschieden gegen den Vorwurf des Antisemitismus. Die Nachrichtenagentur DPA berichtete daraufhin, daß die JF "derzeit vor dem Bundesverfassungsgericht dagegen angeht, im Verfassungsschutzbericht wegen des Verdachts rechtsextremistischer Bestrebungen erwähnt zu werden".

FDP-Landeschef Jürgen W. Möllemann erklärte, er "selbst gebe der jungen freiheit keine Interviews" und unterscheide sich aber "damit von respektablen Persönlichkeiten aus anderen Parteien wie Friedhelm Farthmann (SPD), Laurenz Meyer (CDU), Christoph Zöpel (SPD) und Shlomo Ben-Ami (ehemaliger israelischer Außenminister)".


 
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