© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    19/02 03. Mai 2002

 
Meldungen

Riefenstahl bedauert Bekanntschaft mit Hitler

FRANKFURT/MAIN. Filmregisseurin Leni Riefenstahl bedauert "zu hundert Prozent", Adolf Hitler kennengelernt zu haben. Das erklärte sie in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau. Die Regisseurin wird am 22. August 100 Jahre alt. "Mein ganzes Leiden nach dem Krieg ist ja nur dadurch entstanden", erklärte sie. Riefenstahl verteidigte erneut ihr berühmtes und umstrittenes Werk "Triumph des Willens" über den NSDAP-Parteitag 1934 in Nürnberg als "Dokumentarfilm" ohne Propagandaeffekt. "Da hat eine Partei, die international anerkannt war, einen Parteitag abgehalten." Rückwirkend bereue sie jedoch, das System unterstützt zu haben. Für ihren neuen Film - den ersten seit über 50 Jahren - hat die begeisterte Taucherin Riefenstahl die Unterwasserwelt in verschiedenen Riffs dokumentiert. Der Film soll zu ihrem großen Geburtstag gezeigt werden. Wegen ihrer angeschlagenen Gesundheit sei es ihr jedoch egal, ob der Film Erfolg habe. Trotz ständiger Schmerzen nach drei Operationen an der Wirbelsäule will sie im Mai mit Reinhold Messner in den Dolomiten fliegen gehen. Nach den Worten Riefenstahls, die nach dem Zweiten Weltkrieg auch als Fotografin international bekannt wurde, sind neben Jodie Foster auch Madonna und Steven Spielberg an der Verfilmung ihres Lebens interessiert. Der Vertrag mit Foster entspreche jedoch nicht ihren Wünschen. Hollywood sei nicht bereit, ihr ein Einspruchsrecht beim Drehbuch zu geben. "Sie wollen mir nicht zusichern, daß die Wahrheit gebracht wird."

 

Börsenverein: Kritik an Satzungsänderung

FREIBURG. Schweres Geschütz gegen eine geplante Satzungsänderung beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels fährt der linke Freiburger Ahriman-Verlag auf. Am 8. Mai will sich der Börsenverein auf seiner Hauptversammlung in Braunschweig eine neue Satzung geben. Danach soll es künftig zu den Pflichten seiner Mitglieder gehören, "Gegenstände des Buchhandels (...) nur im Einklang mit dem Grundgesetz sowie mit dem Strafgesetzbuch anzukündigen, zu veröffentlichen oder zu verbreiten". Im Falle des Zuwiderhandelns droht eine Verwarnung, eine Geldbuße oder der Ausschluß aus dem Verein. In einem Brandbrief an alle Mitglieder des Börsenvereins bezeichnet die Chefin des Ahriman-Verlages, Edeltraud Rudow, die vorgesehene Neuregelung als "schleichendes Ermächtigungsgesetz". Mit der Satzungsänderung solle "die Gleichschaltung des deutschen Verlagswesens eingeleitet werden". Geplant sei "die vollständige Entrechtung eines jeden Verbandsmitglieds, genauer: seine Umwandlung vom eigenständigen Unternehmer mit grundgesetzlich garantierten Freiheitsrechten zum hörigen Leibeigenen mit politischer Treuepflicht". Der Vorstand des Börsenvereins maße sich "als eine Art Burgvogt" legislative und exekutive Rechte an, die ihm nicht zustünden. Die bislang gültige Satzung sieht einen Ausschluß nur dann vor, "sofern in einem dieser Fälle ein rechtskräftiges Urteil vorliegt". Dieser Vorbehalt soll jetzt ersatzlos wegfallen. Dabei müßte der Börsenverein Sanktionen nicht auch tatsächlich verhängen, warnt der Ahriman-Verlag. Selbst unter der bloßen Drohung, als verfassungs- und gesetzwidrig gebrandmarkt zu werden, "verstummte das freie Wort rasch unter der Angst vor dem wirtschaftlichen Ruin; kritische Meinungen wären ohne Verlag, die Dichtkunst geknebelt: Kein mißliebiges Verlagsprogramm stört dann mehr die Gleichschaltung". Der Börsenverein wurde am 30. April 1825 in Leipzig als Berufsverband gegründet. In der NS-Zeit gleichgeschaltet, konstituierte er sich nach dem Zweiten Weltkrieg neu. Heute vertritt er 6.774 Mitglieder, darunter 1.968 Verlage und 4.685 Buchhandlungen (siehe hierzu auch den Kommentar auf Seite 2). 


 
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