© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de   18/02 26. April 2002


Neulich im Internet
Maligne Logorrhoe
Erol Stern

Wie von einem D-Zug überrollt, wachte ich auf: Übelkeit, Schwindel und Schwäche. Keine Angst, ich verschone Euch mit pikanten Details! Jedenfalls - meine Firma besteht bei jedem Wehwehchen auf einem ärztlichen Attest - war ich genötigt, meine müden Knochen zum Arzt zu bewegen. Nach der obligatorischen Predigt zu meinem Koffein- und Nikotinkonsum, ausführlichem Anhören meiner zahlreichen Leiden und der Messung des Blutdrucks erhielt ich die kleinen gelben Scheinchen. Auf dem, der für meine Krankenversicherung gedacht war, stand die Diagnose: "R53". Wäre ich ein Hypochonder, so hätte ich anhand dieser kryptischen Verspottung meines Dilemmas vermutlich eine Panikattacke durchlebt. Doch, wieder @home angekommen, wählte ich mich ins Web ein und fand unter icdsuche.de die lapidare Auskunft "Unwohlsein und Ermüdung". Naja, wenigstens stand da nicht wieder "akutes Streßsyndrom". Ihr könnt also aufatmen, ich hatte weder Herzinfarkt noch Hirntumor oder einen Alien in mir (so daß ich Euch auch weiterhin mit meiner Kolumne heimsuchen kann). Apropos Fachchinesisch! Habt Ihr Euch schon einmal gewundert, was die Ärzte bei Untersuchungen untereinander auf Lateinisch faseln? Unter Aerztelatein.de findet Ihr die ernüchternden Fakten. Da gibt es z.B. das "Amortisations-Syndrom", wenn teure Geräte benutzt werden müssen. Darum Vorsicht bei expectativen Therapien und idiopathischen oder gar latrogenen Problemen. Der Schocker wäre natürlich, selbst eine forcierte Balneotherapie vorzuschlagen, ein offener Kinnladen wäre Euch sicher, diagnostiziert Euer EROL STERN


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