© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    18/02 26. April 2002

 
Charme knackt Widerborstigkeit
Kino II: "Bella Martha" von Sandra Nettelbeck
Ellen Kositza

Es ist nicht wirklich so, daß Martha (Martina Gedeck) nicht ganz dicht wäre. Zur Psychotherapie hat sie vielmehr ihre Chefin Frida (Sibylle Canonica), Leiterin eines exzellenten Restaurants, gedrängt. Denn Marthas große Leidenschaft, das Kochen, scheint zu einer Besessenheit geworden zu sein. Sie denkt in Rezepten, in Zutaten und Garzeiten, für zwischenmenschliche Beziehungen ist kein Platz in Marthas Leben.

Das ändert sich mit einem Schlag, als ihre Schwester bei einem Autounfall ums Leben kommt und die Köchin ihre achtjährige Nichte Lina in Obhut nimmt. Die Kleine jedoch zeigt kein Interesse an den Kochkünsten der Tante, sie möchte ihren Vater finden, den sie nie kennengelernt hat. Nur sein Name ist bekannt und seine Heimat: Italien. Halbherzig verspricht Martha, den Vater ausfindig zu machen.

Als zu ihrer Entlastung, doch gegen ihren Willen ein weiterer Koch eingestellt wird, Mario (Sergio Castellitto), ein lebenslustiger Italiener, wittert Martha Konkurrenz für ihre bislang unangefochtene Position am Herd und macht dem neuen Kollegen das Leben schwer. Doch immerhin versteht der es, Linas Appetit wieder zu wecken und Kontakt zu ihrem Vater herzustellen...

Wen wundert's, daß es letztlich kommt, wie es kommen muß, wenn im Film verkrampfte Widerborstigkeit und verständnisvoller Charme aufeinandertreffen

"Bella Martha", Spielfilmdebüt der jungen, ehemaligen Spiegel-TV-Redakteurin Sandra Nettelbeck, ist bereits - als "Mostly Marta" - weltweit an Lichtspieltheater verkauft worden, und freilich wird er dort den typisch deutschen Film repräsentieren: einigermaßen nett, recht unterhaltsam und doch im Grunde eine Nebensächlichkeit, dazu dramaturgisch wenig ausgefeilt. Filmkunst ist so etwas nicht.


 
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