© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    18/02 26. April 2002

 
UMWELT
Das Dosenpfand ist überfällig
Volker Kempf

Im Jahre 1991 wurde die Wirtschaft per Getränke-Verpak-kungsverordnung dazu verpflichtet, in den folgenden Jahren eine Mehrwegzielmarke von 72 Prozent zu erreichen. Doch die Einweglobby war stärker. Die angestrebte Mehrwegquote wurde nicht erreicht und ging im ersten Quartal 2002 mit 60 Prozent besonders weit daneben. Das bedeutet, daß es ab 1. Januar 2003 ein Zwangspfand auf Dosen gibt.

Dabei hatte die Einwegindustrie bisher gut gelebt und will das auch weiterhin tun: "Handel verlangt Verzicht auf Zwangspfand", war dann auch Mitte April der Presse zu entnehmen. Denn die Systemumstellung koste Geld. Komisch nur, daß für Umstellungen von Pfandflaschen auf Dosen Geld da war. Nur die mittelständischen Brauereien blieben bei ihren guten alten Pfandflaschen und freuen sich nun über das Zwangspfand auf Dosen, das die Konkurrenz, nämlich die Großbrauereien, trifft.

Und was den mittelständischen Bierbrauern recht ist, kann der Umwelt nur billig sein: "Dieses Pflichtpfand wird eine Trendumkehr bewirken zu einem Wiederanstieg des Mehrweganteils bei Getränken", erklärte Roland Demleitner vom Bundesverband mittelständischer Brauereien am 19. April. Daß der Sachverständigenrat für Umweltfragen hingegen in seinem jüngsten Bericht vom Dosenpfand Abstand nehme, wie die Einweglobby behaupte, sei nicht korrekt. Richtig sei, daß angemerkt wurde, daß die Umstellung auf politischen Widerstand stoße. Doch der bröckele bereits, auch beim Handel. Fertige Umsetzungspläne lägen längst bereit. Und zudem sei die Mehrheit des Volkes (75 Prozent) für einen Dosenpfand. Bleibt zu sagen: "Prost" - mit der Mehrwegflasche versteht sich, denn die klingt besser und hat mehr Trinkkultur.


 
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