© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    18/02 26. April 2002

 
WIRTSCHAFT
Familienpolitische Weichenstellung
Bernd-Thomas Ramb

Vor der Bundestagswahl haben die Parteien entdeckt, daß es in Deutschland (noch) Familien gibt - und daß es den Familien nicht gut geht. Wer sich als Ehepaar heutzutage ein Kind leistet, wird gerne als Liebhaber von Luxusgütern belächelt. Bei zwei oder gar drei Kindern liegt der Verdacht des sozialen Abstiegs nahe. Immer weniger können sich eine mehrköpfige Kinderschar leisten. Fehlen die Großeltern oder andere Betreuungseinrichtungen, fällt die Berufstätigkeit der Mutter flach. Kein Wunder also, wenn der Wunsch nach Kindern immer geringer wird. Die Parteien tun daher gut daran, wenn sie sich dieses Themas annehmen.

Der Ansatzpunkt zur Rettung der Familie ist freilich so unterschiedlich, wie die Grundideologie der Parteien. Die SPD will die staatliche Betreuung von der Wiege bis zur Bahre. Für Kleinkinder sollen Krippenplätze eingerichtet, die Kindergarten- und Schulkinder in Ganztagseinrichtungen untergebracht werden. Diese Aufgaben liegen zwar in der Kompetenz der Kommunen und Länder, die Bundes-SPD strebt jedoch die Zustimmung für ihr Konzept über massive Geldzuflüsse an die Einrichtungen an. Im Ergebnis wird ein staatliches Betreuungs- und Erziehungssystem vorliegen, dessen Finanzierung nur funktioniert, wenn beide Elternteile voll arbeiten, kurz das sozialistische DDR-Modell. Die CDU-Alternative besteht in einer finanziellen Unterstützung der Familie, 600 Euro pro Monat und Kind in den ersten drei Jahren, 300 Euro bis zur Volljährigkeit. Die Eltern können dann frei wählen, ob sie die Kinder selbst betreuen und das Geld als Ausgleich für entgangenes Arbeitseinkommen betrachten oder damit frei gewählte Betreuungsinstitutionen finanzieren. "Freiheit oder Sozialismus" heißt wieder einmal die Entscheidungsfrage.


 
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