© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    18/02 26. April 2002

 
Die Abstrafung der Regierung Höppner
Landtagswahl Sachsen-Anhalt II: Auch bei den Direktmandaten konnte die Union einen überwältigenden Erfolg verbuchen
Matthias Bäkermann

Die Wahl in Sachsen-Anhalt hat sowohl bei den Erststimmen wie auch bei den Zweitstimmen ein komplett anderes Bild als bei der letzten Wahl 1998 ergeben. Allerdings ist durch die deutlich geringere Wahlbeteiligung mit nur 56,5 Prozent (1998 waren es noch 71,5 Prozent) ein besonderes Desinteresse an den politischen Parteien im Bundesland festzustellen.

Der große Gewinner der Wahl, die CDU, verzeichnete Zugewinne von 15,3 Prozent auf 37,3 Prozent. Auch bei den Erststimmen konnten die Christdemokraten mit einer Ausnahme in allen 49 Wahlkreisen das Direktmandat gewinnen. Nur im Wahlkreis Staßfurt Behauptete der ehemalige SPD-Innenminister Manfred Püschel sein Direktmandat. Besonders starke Ergebnisse konnte die Union in den Kreisen Wanzleben und Wittenberg mit über 43 Prozent einfahren. Unterdurchschnittlich war ihr Stimmenanteil in den großen Städten Halle und Magdeburg mit knapp über dreißig Prozent.

Die ehemals regierende SPD rutschte in der Wählergunst um fast 16 Prozent auf 20 Prozent ab und nimmt nur noch den dritten Rang unter den Parteien ein. Selbst in ihren "stärksten" Wahlkreisen Magdeburg, Oschersleben, Staßfurt und Wernigerode erreichten die Sozialdemokraten bestenfalls 23 Prozent. In der Wählerwanderung vermochte die SPD nur Zuwächse von der nicht mehr angetretenen DVU verzeichnen, ansonsten verlor sie an alle Parteien.

Die PDS feierte zwar einen prozentualen Zuwachs von 0,8 Prozent auf jetzt 20,4 Prozent und damit die Position der kommenden stärksten Oppositionspartei, allerdings hat die Partei in absoluten Zahlen über 50.000 Wählerstimmen verloren. Am stärksten setzte sich die PDS wie auch schon 1998 in Halle durch, wo sie bis zu 27,5 Prozent der Stimmen erreichte.

Der zweite große Gewinner der Wahl, die FDP, verbesserte sich von 4,2 Prozent auf 13,3 Prozent. Vielleicht durch den "Genscher-Bonus" beflügelt, konnten die Liberalen in dessen Heimatstadt Halle die besten Ergebnisse mit 19,1 Prozent verzeichnen. Aber auch in den schwächsten Wahlkreisen gewann die FDP durchweg zweistellige Ergebnisse. Interessant ist das gute Abschneiden der FDP bei den Erstwählern. Bei dieser Gruppe war die FDP mit 19 Prozent die zweitstärkste Partei nach der CDU (31 Prozent) und vor der PDS (18 Prozent) und der SPD (14 Prozent). Auch die Schill-Partei wäre bei den Jungwählern mit sieben Prozent deutlich im Landtag vertreten.

Insgesamt hat die Schill-Partei (4,5 Prozent) ihr Scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde den schlechten Ergebnissen in den Großstädten Halle und Magdeburg zuzuschreiben, bei denen sie nur um die drei Prozent erreichen konnte. Die Absicht, besonders Nichtwähler zu mobilisieren, ist bei der Partei Rechtstaatlicher Offensive gründlich mißlungen - die meisten Wähler wanderten von der CDU und der DVU zur Schill-Partei.

Die bisher im Landtag vertretene FDVP, die in den Medien weitestgehend totgeschwiegen wurde, muß nach enttäuschenden 0,8 Prozent die Magdeburger Fraktionsräume verlassen und darf im Gegensatz zu den auf zwei Prozent abgerutschten Grünen noch nicht einmal auf eine Wahlkampfkostenerstattung hoffen.


 
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