© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    17/02 19. April 2002


Neulich im Internet
SchLaDo
Erol Stern

Ein harter Arbeitstag ist überstanden, ich sitze im Auto und fahre nach Hause. Leipziger Ecke Friedrichstraße: Die Ampel springt auf Rot. Warum biege ich nicht mal nach rechts ab? Gesagt, getan, ich betätige den Blinkerhebel, suche mir einen Parkplatz und schleiche durch die Einkaufspassagen der Friedrichstraße. Es ist SchLaDo (will heißen Sch... Langer Donnerstag), die Geschäfte sind größtenteils noch geöffnet. Keine nervenden Web-Werbebanner, statt dessen Gerüche und Geräusche, eigentlich nichts Besonderes. Es wird ein gemütlicher Feierabendspaziergang. Nachdem ich den Großteil des Tages mit Computer, Kunden und Schreibtisch verbracht habe, ist das der richtige Ausgleich. Ich kaufe eine lustige Postkarte, sehe mir die schönen Uhren in den Auslagen eines Schmuckgeschäftes an. Wenn ich etwas genauer sehen will, muß ich mich nur bücken, brauche keine Zoom-Taste zu betätigen, keinen Gebührenzähler zu beachten und kann mir sicher sein, daß die edlen Zeiteisen vor meinen Augen echt sind. Diverse Hersteller von Edelchronometern weisen übrigens mittlerweile explizit darauf hin, daß ihre Produkte nicht über Internet verkauft werden dürfen. Zudem verleiten Online-Auktionen die Käufer häufig zu höheren Ausgaben. Diverse Uhrenmodelle, die man im Netz ersteigern kann, sehe ich vor mir: neu, wesentlich billiger und garantiert echt! Auch mein Taschencomputer wird für gewöhnlich gebraucht teurer gehandelt, als ich für mein Neugerät berappen mußte. Da alles klingt vielleicht etwas langweilig, war jedoch sehr entspannend. Die spinnen, die Surfer, urteilt Euer EROL STERN


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