© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    17/02 19. April 2002

 
Frisch gepreßt

Preußen 1806. Im Karolinger Verlag hat man ein Händchen für Autoren, deren Texte man selbst über das im Weltnetz abrufbare, immerhin einige Millionen Druckwerke umfassende Zentralverzeichnis Antiquarischer Bücher nur mit größter Geduld in die Hand bekommt. Erstdrucke der Arbeiten des preußischen Kriegsdenkers Carl von Clausewitz gehören in jedem Fall dazu. So auch seine Betrachtungen über Preußens Zusammenbruch im Jahr 1806, die, wie der Editor Peter Umgelter in seinem allzu knappen Vorwort zur Neuausgabe der 1823/24 entstandenen Schrift urteilt, "beste Analyse" dieser Katastrophe. In auffälligem Kontrast zur Fähigkeit des Verlages, solche wichtigen Texte wieder verfügbar zu machen, steht sein Unvermögen, sie angemessen zu präsentieren, also mit Einleitung, Erläuterungen und (hier ganz wichtig!) einer historischen Karte (Preußen in seiner großen Katastrophe. Karolinger, Wien 2001, 159 Seiten, 21,60 Euro).

Gnadenlos. Seit der erfolgreichen Bürgerschaftswahl in Hamburg ist den der etablierten Parteien überdrüssigen Bürgern ein neuer Hoffnungsträger erwachsen - Ronald Barnabas Schill. Der Amtsrichter rückte schon vorher ins Licht der Öffentlichkeit, als er das Strafmaß bei Missetätern auf der nach oben offenen Skala des "gesunden Volksempfinden" ausreizte. Der Hamburger Journalist Holger Stürenburg verspricht einen kritischen Blick hinter die Kulissen der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, was er jedoch nicht einlöst: Man merkt dem Autor, der selbst ein frühes Mitglied der Schill-Partei war, doch eine allzu große Befangenheit an. Leider sind die interessanten Passagen über die junge Partei mit koketten Impressionen des Autors angereichert, die einer vorurteilsfreien Betrachtung der Person Schills eher abträglich sind (Ronald B. Schill. Der Eisbrecher?! Verlag Manfred Rouhs, Köln 2002, 255 Seiten, 12,80 Euro).

Jenseits der Karawanken. In der 160. Eckardschrift der Österreichischen Landsmannschaft beschäftigt sich der Grazer Historiker und Slawist Reinhard Reimann sachkundig mit der Geschichte und der Kultur der Deutschen im heutigen Slowenien. Bis zur Vertreibung 1945 übte die kleine Minderheit, bisweilen durch die gesellschaftliche Stellung bevorzugt, einen bedeutenden Einfluß auf die Untersteiermark und die Krain aus (Die Deutschen in Slowenien. Wien 2002, 112 Seiten, 7,15 Euro).


 
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