© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    17/02 19. April 2002

 
Nahost in Berlin
Pro und contra Israel: Aufgeheizte Demonstrationen
Alexander Barti

Nachdem am 13. April in Berlin über 10.000 Demonstranten gegen die Politik der israelischen Regierung auf die Straße gegangen waren, trafen sich ihre Befürworter einen Tag später ebenfalls in der Hauptstadt.

Zur Pro-Israel-Demo hatten diverse linke Gruppierungen aufgerufen; etwa 1.000 Menschen kamen auf dem Platz vor den Hackeschen Höfen zusammen. Neben den vielen Fahnen des israelischen Staates sah man auch diverse andere Transparente: "Hamas sprengt den Frieden", "Freunde stehen zusammen" (mit deutsch-israelischer Flagge), "Abschaffung der Todesstrafe für Restaurantbesucher" oder "Keine Bundeswehr nach Nahost". Besonders skurril wirkte ein großes Transparent, das von sechs Jugendlichen entrollt wurde. "Nieder mit Deutschland, es lebe Israel, für den Kommunismus" prangte dort in blau-gelben Lettern und wurde von den Demonstranten nicht beanstandet.

Probleme bekam hingegen eine kleine Gruppe, die mit der Botschaft "Shalom not Sharon" erschienen war. Andere Demonstranten attackierten die aus Süddeutschland angereisten Friedensaktivisten verbal und zwangen sie, abseits von dem Rest der Versammelten zu stehen. Wenig Beachtung fand auch Aron Bruckstein aus Israel mit seinem Transparent "Jüdisches und palästinensisches Blut ist beides rot" und mit den Kerzen, die er angezündet hatte. Unter den Demonstranten befanden sich nach Angaben der Veranstalter fünf Abgeordnete des israelischen Parlaments (Knesset), und auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Günter Nooke soll gesichtet worden sein.

Die Redner, unter ihnen der Vertreter der Jüdischen Gemeinde, Moshe Waks, kritisierten den versteckten oder "schlecht getarnten" Antisemitismus in Deutschland, der nun unter dem Deckmantel der Kritik an Israel hervorbreche. Nicht nur die Aussagen Jürgen W. Möllemanns (FDP) wurden scharf verurteilt, sondern auch der "Nationalbolschewismus" der deutschen Linken. Vielen in Deutschland würde es gefallen, den Vorwurf des Holocaust endlich an Israel zurückgeben zu können. Einer Stationierung deutscher Uno-Soldaten in Israel erteilte man eine eindeutige Absage.


 
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