|
|
Pressemitteilung:
Berlin, den 17. April 2002
Peter Scholl-Latour kritisiert heftig US-Präsident Bushs Ankündigung im Kampf gegen den Terror Atomwaffen
einzusetzten: Der Westen ist unfähig
Schwere Vorwürfe macht der Journalist und Nahost-Experte Peter Scholl-Latour US-Präsident George W. Bush für dessen Ankündigung, im Krieg gegen den Terror auch Atomwaffen einsetzen zu wollen.
Im Interview mit der am Freitag
in Berlin erscheinenden Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT sagt Scholl-Latour wörtlich: Der Westen ist inzwischen völlig unfähig geworden, sich in die Haut des anderen zu versetzten. Wenn man, wie es der amerikanische Präsident
getan hat, öffentlich erklärt, daß man im Notfall auch gegen nicht nuklear bewaffnete Staaten atomar vorgehen will, dann kann man sich die Reaktion in der islamischen Welt vorstellen.
Wer so eine Bedrohung vernimmt, zum
Beispiel im Iran, der hat doch nur ein Bestreben, nämlich nuklear aufzurüsten.
Die Europäer warnt der Asien-Experte vor ihrer naiven Fixierung auf die USA: Anders als die Amerikaner, die sich im Notfall auf ihren Kontinent hinter zwei Ozeane zurückziehen könnten, sind die Europäer die unmittelbaren
Nachbarn der arabisch-islamischen Welt und können sich nirgendwohin zurückziehen.
Europa müsse deshalb seine Verteidigung selbst in die Hand nehmen: Es kann nicht sein, daß Europa weiterhin verteidigungspolitisch
nur ein Anhängsel der USA ist, so Scholl-Latour. Dies schließe auch die Schaffung einer eigenen europäischen Atomstreitkraft mit ein. Den Vorschlag des Bundeskanzlers, deutsche Truppen nach Palästina zu
schicken, kritisiert Scholl-Latour scharf: Die psychologische Situation wäre unerträglich. Im übrigen verzettelt sich die Bundeswehr nicht nur auf dem Balkan, in Afghanistan, in Kuwait und am Horn von Afrika nun soll sie auch noch nach Palästina. Diese Panthersprünge muten allmählich
wilhelminisch an, so Scholl-Latour.
V.i.S.d.P.: Thorsten Thaler, Chef vom Dienst, Hohenzollerndamm 27a, 10713 Berlin
Vollständige Liste mit den Autoren
und Interviewpartnern der JUNGEN
FREIHEIT
|
|
|