© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/02 12. April 2002

 
Frisch gepreßt

Minderheiten. Die deutschen Gebietsverluste nach 1919 schufen große deutsche Minderheiten in den abgetretenen Gebieten. Nach den Deutschen in Elsaß-Lothringen, dem Hohen Venn und in Nordschleswig stellten vor allem die im neuentstandenen Polen verbliebenen "Volksdeutschen" einen Faktor dar, der die Außenpolitik während der Weimarer Zeit permanent beeinflußte. Der Einforderung von Minderheitenschutz an die deutschen Nachbarstaaten stellt Thomas Göthel in seinem Buch "Demokratie und Volkstum", das sich wesentlich auf seine Dissertation beim Münchener Historiker Hans Günter Hockerts stützt, die Minderheitenpolitik im Deutschen Reich zwischen 1919 und 1933 gegenüber. Gleichzeitig deutet er den Umgang mit den rudimentär vorhandenen nationalen Minoritäten (hauptsächlich Polen und Dänen) auch als Ausdruck eines demokratischen Konzeptes der Weimarer Republik. Göthels Rückschlüsse dürften jedoch wegen der quantitativen Bedeutung der Minderheiten allenfalls als ein Aspekt und nicht als Analyse dieser Fragestellung bestehen (SH-Verlag, Köln 2002, 446 Seiten, 49,80 Euro).

Seemacht. Als des deutschen Kaisers liebstes Kind galt seine "schimmernde Wehr" in Gestalt einer Flotte, deren Ausbau sogar die maritime Weltmacht England herausforderte. Doch der Streitpunkt jahrzehntelanger Haushaltsdebatten im deutschen Reichstag endete nach dem Ersten Weltkrieg fast ohne Kampfpraxis auf dem Meeresgrund von Scapa Flow. Diese Tatsache ist in der maritimen Literatur bereits eingehend erörtert worden. Weniger Aufmerksamkeit wurde dagegen der Flotte des Bündnispartners im Südosten gewidmet. Dabei wurde die k.u.k.-Seemacht, die unter Kaiser Franz-Josef von einer unbedeutenden Segelflottille zu einer modernen Kriegsflotte ausgebaut wurde, zum Machtfaktor im Mittelmeer. Das Schicksal der österreich-ungarischen Marine, die durch ihre strategische Abgeschiedenheit im Kriegshafen Pola in der nördlichen Adria keinen nennenswerten Einfluß auf das Geschehen des Ersten Weltkrieges ausüben konnte, ähnelt damit allerdings dem der deutschen Marine. Im Amalthea Verlag wurde nun mit der Neuauflage eines Werkes aus dem Jahr 1933, verfaßt vom österreichischen Fregattenkäpitän Hans Hugo Sokol, dieser Teil der Marinegeschichte neu präsentiert (Des Kaisers Seemacht, Wien 2002, 286 Seiten, 34,90 Euro).


 
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