© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/02 12. April 2002

 
Meldungen

Marokko begegnet Powell mit Skepsis

CASABLANCA. US-Außenminister Colin Powell wurde bei seinem Besuch in Marokko von Staatsoberhaupt König Mohammed VI. empfangen. Powell soll für die Strategie der Bush-Administration werben, Druck auf Jassir Arafat auszuüben, um die Selbstmordattentate zu beenden. In der arabischen Welt wird diese Strategie beargwöhnt, weil die Amerikaner gleichzeitig Israel bei ihrer Militäraktion gewähren lassen. Mohammed fragte daher bei der Begrüßung Powells in Agadir, ob es nicht vielleicht wichtiger sei, zuerst nach Jerusalem zu reisen. In der gleichen Zeit demonstrierten rund eine Million Menschen in der marokkanischen Hauptstadt Rabat gegen die israelische Politik in den besetzten Gebieten. Nach den Gesprächen mit dem König traf der US-Außenminister mit dem saudischen Kronprinz Abdullah zusammen, der jüngst durch einen israelisch-paleästinensischen Friedensplan Aufsehen erregt hatte.

 

Bombenanschlag in Afghanistan

JALALABAD. Am vergangenen Sonntag explodierte eine Bombe, als der Afghanische Verteidigungsminister, Mohammed Fahim, an einem Markt vorbeifuhr. Mindestens fünf Personen wurden getötet, 64 erlitten Verletzungen. Die Spannungen in der Gegend um Jalalabad sind gestiegen, seitdem die Interimsregierung verstärkt gegen den Opium-Anbau vorgeht. Zudem gehört Fahim zu der ethnischen Gruppe der Tadschiken, was in der von Paschtunen dominierten Provinz besonders lebensgefährlich ist. Vor dem Anschlag wurden Aufrufe plakatiert, die zum Mord an Offiziellen aufriefen. Der Aufruf bezeichnete die Regierungsmitglieder als "nicht-muslimische Verräter", die mit den USA und Großbritannien zusammenarbeiten würden. Beobachter sehen den Bombenanschlag im Zusammenhang mit der Verhaftung von 300 meist paschtunischen Mitgliedern der Hesb-i-Islami, die angeblich einen Umsturzversuch geplant hatten.

 

US-Bürgermeister gegen legale Drogen

NEW YORK. Der Bürgermeister von New York, Michael Bloomberg, sieht sich mit einer Kampagne konfrontiert, die den Konsum des Rauschmittels Cannabis liberalisieren soll. Geworben wird dabei mit einer Aussage Bloombergs, die er vor seiner Wahl in einem Gespräch mit einem Reporter der New York Times gemacht haben soll: "You bet I did. And I enjoyed it." Die Werbeaktion mit einem Budget von einer halben Million US-Dollar wird den Spruch des Bürgermeisters an Bushaltestellen, im Radio und in Zeitungen publik machen; gesteuert wird das Projekt von der "Nationalen Organisation für eine Reform der Marihuana-Gesetze". Bloomberg bekräftigte indessen, daß an der repressiven Haltung gegenüber Drogenkonsumenten nicht gerüttelt werde.

 

Der Papst verurteilt Gewalt im Nahen Osten

VATIKAN. Papst Johannes Paul II. hat die Gewalt in Bethlehem als "unvorstellbar und nicht hinnehmbar" verurteilt, meldete Radio Vatikan. In einer kurzen Rede bei einer Audienz mit einer Wohltätigkeitsorganisation aus den USA sprach der Papst auch generell über die Gewaltspirale, die seit den Terroranschlägen auf New York und Washington immer weiter gehe. Die Spirale der Gewalt im dem Land, das von drei Religionen als heilig erachtet wird, habe unvorstellbare und untragbare Ausmaße angenommen. Gegenüber der italienischen Zeitung La Stampa hat sich Kardinal Van Thuan gegen eine einseitige Parteinahme der katholischen Kirche im Konflikt zwische Israel und den Palästinensern ausgesprochen. Der Kardinal sagte, daß Israel ein Recht auf "legitime Verteidigung" habe - die Verhältnismäßigkeit müsse allerdings gewahrt werden.


 
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