© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    15/02 05. April 2002

 
Viel Natur zum Heilen
Medizin: Monatszeitschrift für gesundes Leben besteht seit 80 Jahren / Verdienste um die Volksgesundheit
Volker Kempf

Natur- und Gesundheitsschutz haben in Deutschland eine lange Tradition, sei es nun die Reformbewegung oder Sebastian Kneipp mit seinen bekannten Bädern, Tees und ähnlichem. In den "goldenen Zwanziger Jahren" des vergangenen Jahrhunderts entstand auch eine Monatszeitschrift mit dem Titel Natur & Heilen. Herausgegeben wird das Heft noch heute für all jene, "die nach Möglichkeiten naturgemäßen Lebens und Heilens suchen."

Ausgegangen wird von einer "ganzheitlichen Sicht des Menschen" von der aus "über traditionelle und neue Wege zur Gesundheit berichtet" wird. So steht es im Impressum geschrieben. Ein Konzern steht nicht hinter dem Produkt. "Geschluckt" hat die Monatszeitschrift aber sehr wohl andere Blätter, nämlich Volks­gesundheit, Natürlich und gesund sowie das Blatt Modernes Leben, natürliches Heilen.

Die Ausgaben von Natur & Heilen sind stets mit Herz und Verstand gemacht. Jedes Heft beginnt mit kurzen Meldungen aus Wissenschaft und Gesundheit ("Kurz notiert"). Es handelt sich hierbei um eine Fundgrube. Wer hätte etwa gedacht, daß der "Plötzliche Kindstod" in vielen Fällen durch zu viel Wärme in der Nacht hervorgerufen wird. Eine wirkliche Neuigkeit dürfte auch die Meldung sein, daß Katzengeschnurre gesund macht - hilft angeblich bei gebrochenen Knochen, aber auch bei Osteoporose-Krankheiten. Dies ist insofern auch plausibel, mag sich da der laienhafte Leser denken, weil Katzengeschnurre etwas Wohliges hat, und Wohlbefinden für die Genesung schon immer vorteilhaft gewesen ist.

Es folgt dann regelmäßig ein zweiseitiger, bebilderter Auszug aus einem bemerkenswerten Buch. Im Dezemberheft 2001 etwa ist dies das Buch "Was du suchst, ist in deinem Herzen". Darin wird der Frage nachgegangen, wie Zufriedenheit wächst, nämlich "aus Dankbarkeit, die wir für alle positiven Lebensumstände fühlen." Es geht hierbei um Heimat. Denn: "Wir können nirgendwo zu Hause sein, wenn wir uns nicht selbst Zuflucht und Heimat sein können; wenn wir uns nicht entspannen, in uns keine Ruhe finden können. Wo unser Herz ist, fühlen wir uns zu Hause, nicht wo unser Körper ist." Die Auszüge sind stets gut ausgewählt und machen wie hier neugierig auf das betreffende Buch

Doch dann geht es schon bald mit den Schwerpunktthemen los. Diese reichen in den zurückliegenden Ausgaben von klassischen Gesundheitsthemen, beispielsweise darüber, wie die Natur bei Diabetes hilft (Heft 3/2002), über Arthrosekur mit schmerzenden Gelenken (Heft 8/2001) bis hin zu "Weihrauch als neue Hoffnung bei Tumorkrankheiten" (Heft 1/2002). Von dem, was künstlich ist und krank macht, handelt unterdessen im Dezember-Heft 2001 der besonders lesenswerte Beitrag "Gefährliche Gaumenkitzel". Darin wird die Geschichte des Süßstoffes aufgerollt und dargelegt, welche negativen Zusammenhänge die Süßstoffbranche entschieden bestreitet. Die vernichtende Kritik seitens Natur & Heilen lautet etwa, daß künstliche Süßstoffe doch dick statt dünn machen, auch wenn sie an sich keine oder kaum Kalorien haben. Gegenteilige Untersuchungen seien auffällig industrienah und suspekt. Ein auf Anzeigen aus der Industrie angewiesenes Heft würde sich hier sicher zurückhaltender äußern. Aber auch klassische Natur- und Umweltthemen werden gelegentlich in den Vordergrund gestellt. Im April-Heft 2002 wird ausführlich der Treibhauseffekt allgemeinverständlich erläutert; Folgen werden benannt, das Scheitern von Klimagipfeln genau registriert und die Notwendigkeit zum Energiesparen dargelegt - unabhängig davon, welche Klimatheorie nun die beste sei.

Die Artikel sind immer gut recherchiert und fachmännisch geschrieben. Besonders wissenswert war im Jahrgang 2001 die Betrachtung der Folgen veganer Ernährung. Dabei drehte sich letztlich alles um das Vitamin B 12. Denn es gäbe Vitamin B 12 pflanzlicher und tierischer Herkunft. Ohne tierisches B 12, das man in kleinen Mengen brauche, würde das Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen werden. Veganer halten dem gerne entgegen, daß es etwa in Indien Volksgruppen gäbe, die keine tierische Nahrung zu sich nehmen würden und dennoch bis ins hohe Alter gesund blieben.

In Indien aber befänden sich Bakterien im Wasser, die das nötige Vitamin B 12 liefern würden. Bei uns seien solche Bakterien nicht im Wasser, weshalb es einen Unterschied macht, wo man Veganer ist. So hat das Heft wieder einmal einen "Aha-Effekt" für seine Leser parat, und das schon bald 80 Jahre.

"Natur & Heilen". Die Monatszeitschrift für gesundes Leben. Das Einzelheft kostet 3,80 Euro, das Jahresabo 40,80 Euro. Verlagsanschrift: Nikolaistr. 5, 80802 München, im Internet unter www.naturundheilen.de 


 
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