© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/02 22. März 2002


Leserbriefe

Zu: „Von einem der auszog, einen Antiamerikaner zu finden“ von Moritz Schwarz, JF 12/02

Keine Befreier

Ich schätze den Mut, mit dem Andreas von Bülow seine Meinung zu den Ereignissen vom 11. September öffentlich darstellt und verteidigt. Entsetzt und empört bin ich aber darüber, daß er Richard von Weizsäcker 1985 erstmals vorgetragene These von der „Befreiung Deutschlands durch die USA“ aufgreift und auch „den USA dankbar für 1945“ ist.

Was haben die USA 1945 getan? Sie haben unsere Städte zerstört, dabei Hunderttausende Zivilisten getötet, sie haben ihre Zustimmung zur Vertreibung von 15 Millionen Deutscher und zur Abtrennung eines Viertels des Staatsgebietes gegeben, alle deutschen Patentrechte enteignet. Nebenbei - ich selbst bin als Fünfzehnjähriger wie Zehntausende von Wehrmachtsangehörigen auf höchsten amerikanischen Befehl hin an die Rote Armee ausgeliefert worden. Und dafür danken Herr von Weizsäcker und auch von Bülow den US-Amerikanern. Es ist unfaßbar. Ich glaube, daß es noch nie in der Menschheitsgeschichte geschehen ist und auch sicher nicht geschehen wird, daß sich ein besiegtes Volk beim Sieger für solche Dinge noch bedankt.

Prof. Dr. Hans Gebhard, Hamburg

 

 

Zu: „Das Volk sieht es anders“ von Steffen Königer, JF 12/02

Das Volk mit Füßen getreten

Das Gesunde an einer Demokratie ist, daß es dem Volk mit seinem gesunden Volksempfinden gegeben ist, Macht auszuüben. Demokratie beinhaltet außerdem eine gewisse Sicherheit, denn während ein König oder ein Diktator Fehler machen kann, ist es ziemlich unwahrscheinlich, daß Millionen von Menschen alle die gleichen falschen Schlüsse ziehen. Man kann deshalb tatsächlich rein statistisch gesehen von gesundem Volksempfinden reden. Dieses Volksempfinden wird mit allerdings regelmäßiger Unverschämtheit von „denen da oben“ mit Füßen getreten. Elitäre Führungsriegen setzen sich nun mal gerne über die breite Masse hinweg, werden also im wahrsten Sinne überheblich. Als vom Volk Auserwählte, bezahlt, Unheil vom Volke abzuwenden, fallen Eliten nur allzu gerne ihrem eigenen Extremismus zum Opfer: Ohne zu fragen, fangen sie Kriege an, die ihr Volk an den Rand des Untergangs treiben, oder sie bauen Mauern mit Todesstreifen zum Zwecke der Volkssicherheit. Neuerdings verbreiten sie - wieder ohne zu fragen - politisch-korrektes Staatssicherheitsdenken.

Würde man sich die Mühe machen und die Sache mit der Fremdenfeindlichkeit und dem Dazulernen etwas eingehender analysieren, würde man flugs feststellen, daß Dazulernen nicht bedeuten kann, von einem Volk solange Toleranz zu verlangen, bis es sich von seiner eigenen Bühne quantitativ, politisch und kulturell verabschieden muß. Nein, Dazulernen, das heißt vielmehr endlich dem Volk, der Wählerschaft, den Respekt zu zollen, den es gemäß der demokratischen Spielregeln verdient. Die Arroganz, mit der deutsche Politiker zum Wohle ihrer „Bevölkerung“ dieselbe ignorieren, wird nur noch von der Arroganz der internationalen Linken überflügelt. Die erlaubt sich, auf der einen Seite Österreich zu boykottieren, weil es sich erdreistet, gegen zuviel Zuwanderung zu stimmen, während auf der anderen Seite eine rechtsextreme Regierung in Israel ihre Minderheit mit Bulldozern und Panzern traktiert, was von den konfusen linksliberalen Menschenrechtlern in „laisser faire“- Manier mit Schulterzucken belohnt wird. Es sei deshalb unseren Zuwanderungsspezialisten empfohlen, den Spatzen auf den Dächern ein demokratisches Ohr zu schenken, denn sie pfeifen warnende Lieder .

Kurt Willrich, Cairns, Australien

 

 

Zu: „Bedingt handlungsfähig“ von Dieter Stein, JF 11/02

Auf Kosten der anderen

Ich habe lange gebraucht, bis ich definieren konnte, was mich an einem Menschen stört und ihn mir unsymphatisch macht: Das Ergebnis lautet kurz: Wenn jemand keine Kultur hat. Diese Definition auf Völker zu übertragen, ist eigentlich nicht zulässig, denn man darf nie eine Gruppe mit dem Wörtchen „die“ abqualifizieren. Als Ausnahme fällt mir nur ein Land ein, das mit seiner Überheblichkeit und Anmaßung andere Länder dominieren und ihnen seine Lebensphilosophie des Geldes aufzwingen möchte, damit es auf Kosten aller Menschen selbstgefällig leben kann. Europa hat sich in seinen beiden Bürgerkriegen, die als Weltkriege bezeichnet werden, selbst geschwächt und die Großmacht in den Sattel gehoben. Leider wirkt dieses alte, zerstörerische Gedankengut in der EU weiter, denn jeder EU-Staat versucht, sich auf Kosten der anderen Vorteile zu verschaffen, außer Deutschland natürlich.

Udo Knau, Minden

 

 

Zu: „Chaos-Regeln“ von Thomas Paulwitz, JF 11/02

Lobenswerter Einsatz

Erfreut stelle ich fest, daß in der JF vermehrt Beiträge zur deutschen Sprache erscheinen. Thomas Paulwitz zeigt deutlich auf, welcher Schaden mit der sogenannten Rechtschreibreform angerichtet wurde. Es war eine weitsichtige Entscheidung, daß die JUNGE FREIHEIT diesen Unsinn im Gegensatz zu den meisten anderen Medien nie mitgemacht hat.

Eine pfiffige Idee ist die neue Rubrik Sprachpranger. Leider werden den Lesern hierzu nie die zu meldenden Beispiele ausgehen. Um die Wirksamkeit dieser JF-Aktion zu erhöhen, sollten aber auch die Anschriften der Institutionen/Unternehmen/Behörden mitgeteilt werden. Dann können andere Leser bei den Sprachverschandlern protestieren. Wenn sich Sprachverhunzer am Sprachpranger wiederfinden, ärgern sie sich vielleicht, qualifizieren die Aktion aber als Spinnerei von einzelnen ab. Wenn aber mehrere Protestbriefe von Bürgern eingehen, wird man hellhörig. Solche Proteste führen auch zu Verbesserungen im Sprachgebrauch, wie wir in Sprachvereinen immer wieder feststellen können. Auf Wunsch stelle ich gerne Muster für Protestbriefe zur Verfügung.

Prof. Dr. Hans-Manfred Niedetzky, Engelsbrand, 1. Vorsitzender des Vereins für Sprachpflege

 

 

Zum Porträt „Der Utopist“ von Ivan Denes und zur Nahost-Politik, JF 11/02

Topterrorist Arafat

Das war endlich einmal ein Artikel, der die realistische Situation in Israel darstellt, nämlich die unverschämte Verlogenheit des Topterroristen Arafat gegenüber dem israelischen Volk. Von den Palästinensern ist kein Frieden zu erwarten. Leider fallen die meisten Medien, darunter leider sehr oft auch die sonst so unabhängige JUNGE FREIHEIT auf die Propagandalügen der Palästinensischen Autonomiebehörde herein. Dieser Artikel läßt aber hoffen.

Tobias Braun, Oelsnitz

 

Erfreuliches am Rande

Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient. Diese Tatsache ist oft nicht leicht zu akzeptieren. Gott sei Dank geht das Volk seiner Regierung manchmal voran. So in Israel, wo seit Wochen Hunderte Soldaten den Dienst in den besetzten Gebieten verweigern. Nicht aus Feigheit, sondern aus Gewissensgründen. Erfreulicherweise wollen auch viele Gläubige diesem Bruderkrieg nicht länger tatenlos zuschauen: „Wir Israelis haben den Krieg verloren, und je schneller wir dies erkennen, desto besser“, schrieb David J. Forman, Sprecher der Israelischen Rabbiner für Menschenrechte in der Jerusalem Post vom 28. Februar. „Wer immer auch gedacht haben mag, wir könnten unbegrenzt über ein Zweieinhalb-Millionen-Volk herrschen und dabei nicht nur Sicherheit, sondern auch unser Verständnis von Anstand erhalten, der versteht unseren dramatischen jahrzehntelangen Weg vom Exil zur Wiederherstellung der Staatlichkeit nicht.“ Die Identität des jüdischen Volkes sei in der Sklaverei der biblischen Gefangenschaft in Ägypten entstanden, schreibt Forman. „Sind wir in das Land unserer Vorfahren zurückgekehrt, nur um zu werden wie die alten Ägypter?“ Er fordert zum Rückzug aus den besetzten Gebieten auf: „Wir alle müssen jene Reserveoffiziere unterstützen und erklären: ’Nein zur Hölle, wir gehen nicht!‘, damit wir diese Besatzung beenden und zu uns selbst finden können.“

Walter Koren, A-Glanz

 

 

Zu: „Zurück nach Breslau“ von Adrian Sobek, JF 11/02

Politische Naivität

Der Vorschlag, Vertriebenentreffen in Breslau abzuhalten, ist entweder eine Schnapsidee oder politische Naivität. Wie das ausgehen würde, dafür liefert der Ski-Springer Sven Hannawald schon einmal einen Vorgeschmack. Der Konkurrent des polnischen Nationalhelden Adam Malycz mußte, laut Spiegel, von zehn Bodyguards beschützt werden, er wurde mit Schneebällen und Flaschen beworfen und schließlich, trotz größter Weite, wegen angeblicher Haltungsfehler um den Sieg betrogen. So wurde die Volksseele beruhigt und nur so konnte er - körperlich unbeschadet - Polen wieder verlassen.

Bernhard Kaiser, per E-Post

 

 

Zu: „Der rot-grüne Irrweg“ von Michael Paulwitz, JF 10/02

Widersprüche

In einer Parteiversammlung der Grünen im Landkreis München zum Thema „Flächenfraß im Landkreis“ wurde kürzlich der Landschaftsverbrauch im Münchner Umland kritisiert. Dabei zeigte es sich, daß es weit und breit kein Konzept gibt, das Wachstum im Großraum München einzuschränken, daß heißt, daß der Flächenfraß hemmungslos weitergehen wird.

Gleichzeitig bemüht sich die rot-grüne Regierungskoalition in Berlin, mit dem Zuwanderungsgesetz mehr Ausländer nach Deutschland einzuladen, sei es als Einwanderer, Asylanten oder Opfer sogenannter nichtstaatlicher Verfolgung. Mehr Menschen bedeutet mehr Verbrauch an Ressourcen (Wohnflächen und Verkehrsraum, Arbeit (bei 4,3 Millionen Arbeitslosen, Nahrungsmittelerzeugung, Trinkwasser, Abfallwirtschaft usw.).

Mit welcher Berechtigung verlangt diese Regierung die Öffnung der deutschen Grenzen für den Rest der Welt ? Es fällt schwer zu glauben, daß der Zuzug von Hunderttausenden begrenzt integrationsfähiger Menschen sinnvoll oder gar wünschenswert sein soll. Eine Ausnahme bilden fraglos jene hochqualifizierten Leute, denen es letztlich freisteht in fast jedem Land der Erde zu arbeiten. Was Deutschland zur Zeit gewiß nicht braucht, sind mehr Menschen. Wir leben bereits in einem Land mit einer sehr hohen Bevölkerungsdichte. Die Position der Regierungskoalition in dieser Beziehung ist mehr als fragwürdig.

Das demographische Argument (junge Ausländer - deutsche Rentner) trifft nicht zu, weil die jungen Ausländer schließlich auch ihre Eltern zu versorgen haben, eine Tatsache, die oft genug unterdrückt bzw. ignoriert wird. Bei allem Sinn für Menschenrechte und sogenannten humanitäre Verpflichtungen, können die Rot-Grünen in Berlin nicht das Recht beanspruchen, Deutschlands Grenzen für alle Migranten dieser Welt zu öffnen.

Das Grundrecht auf Heimat für uns Deutsche würde damit beschädigt werden zugunsten einer zukünftigen und dann kaum noch deutschen Gesellschaft. Beispiele dafür gibt es auf lokaler Ebene bedauerlicherweise heute schon. Die manchmal unscharf geäußerte Angst der Deutschen in diesem Zusammenhang als dumpfe Stammtisch-Rhetorik zu diffamieren, ist eine häufig praktizierte Unverfrorenheit und Dreistigkeit gegenüber dem ganzen deutschen Volk.

Fritz Kuhnd, Unterhaching

 

 

Zu: „Schummelei“ von Jörg Fischer, JF 10/02

Zuviel Bürokratie

Die Aufregung über die Ineffizienz der Arbeitsvermittlung des Arbeitsamtes ist wirklich unnötig. Es arbeitet wie alle Behörden und Ämter. Oder sind im Finanzamt mehr als zehn Prozent der Mitarbeiter mit Kundengesprächen und Betriebsprüfungen, sind im Studentenwerk mehr als zehn Prozent mit der Betreuung der Studenten, bei der Müllabfuhr mehr als zehn Prozent mit der Müllbeseitigung, bei den Krankenkassen mehr als zehn Prozent mit der Beratung der Kranken und Vermittlung von Heilmaßnahmen beschäftigt? Private Pflegedienste klagen, daß ihr Personal die meiste Zeit mit dem minutiösen Aufschreiben der Handreichungen verbraucht. Jede kleine Firma braucht einen Personalsachbearbeiter und Einzelgewerbetreibende stellen niemanden ein, weil der Verwaltungsaufwand zu groß ist.

Das ist der Preis der verwalteten Welt, womöglich des Rechtsstaates. Es muß schließlich alles seine Ordnung haben, sonst zieht der Bürger vor Gericht. Allein die Öffnungszeiten sprechen Bände: Freitags nie, sonst neun bis elf Uhr dreißig.

Susanne Meilinger, Freiburg

 

 

Zu: „Perfide eingefädelte Schmutzkampagne“ von Peter Freitag, JF 9/02

Undemokratisch

So wird es gemacht, hier in diesem Lande - ein Skandal. Schonungslos werden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und politische Gruppierungen verunglimpft, verdächtigt und mit Kübeln von Dreck überschüttet. Ungeheuerlich ist dies - kein demokratiewürdiges Verhalten von Zeitgenossen, die sich lediglich als geläuterte Demokraten im Rampenlicht der Öffentlichkeit zeigen, wenn es um ihre Reputation geht. Die Kampagne gegen Schill ist deshalb mehr als haarsträubend.

Hier scheint jedes Mittel recht zu sein, Andersdenkende madig zu machen, wenn auch der Innensenator von Hamburg des Volkes Stimme spricht und die Probleme der Bürger richtig einzuschätzen weiß. Was ist nur aus diesem Staat geworden? Anscheinend ist der größte Teil der etablierten Parteien derartig blind geworden gegenüber den eigentlichen Sorgen der Bürger, daß sie überhaupt kein Gespür mehr dafür haben, was in diesem Staate vor sich geht.

Wilhelm Hörnicke, Eschborn

 

Dazulernen nötig

Ein führender CSU Politiker wiederholte den einstigen Strauß-Satz „Rechts von der CDU/CSU hat keine Partei Platz.“ Hat denn die Union noch immer nichts aus ihrem letzten Wahldesaster gelernt? Meint diese Partei, sie brauchte keinen Koalitionspartner bei der nächsten Wahl? Glaubt die CDU, daß allein die FDP ein verläßlicher Partner sei? Die FDP hat doch im Laufe der letzten Jahrzehnte bewiesen, daß sie nach allen Seiten offen ist, sofern es sich für sie lohnt. Wie anders dagegen die SPD! Sie praktiziert mit Sozialisten und Kommunisten, ja sie würde mit dem Teufel selbst paktieren, wenn sie nur an der Macht bliebe. Die Schill-Partei hat Recht und Ordnung zu ihrem Thema gemacht. Ist Recht und Ordnung in unserem Staat bereits „rechts“? Ist ein Mensch in Deutschland bereits rechts, wenn er sich dafür einsetzt, daß Verbrechen bestraft und Leib und Eigentum geschützt werden? Meines Wissens nach hat Herr Schill betont, nichts mit den dummen braunen Glatzköpfen (und ihren V-Verführern) zu tun zu haben. 

Barbara Berger, Dortmund

 

Falsche Anschuldigungen

Bei der Kampagne gegen Schill könnten sich die Rechtsgelehrten streiten, ob es kriminell oder bloß unmoralisch ist. Die Partei Rechtsstaatlicher Offensive wurde von Anfang an als rechtsradikal verleumdet. Ver.di verteilte eine Antischillbroschüre an seine Gewerkschaftsmitglieder. Die Broschürenväter sind gleichzeitig führende Mitglieder der SPD-Fraktion im Senat und benutzen das Geld der Gewerkschaftsmitglieder. 80 Künstler unterzeichneten eine öffentliche Warnung vor Schill. Ist keiner von denen rauschgiftsüchtig? Wie viele der Unterzeichner waren der Presse als gegenwärtige oder frühere Kokser bekannt? Das NDR-Fernsehen brachte nicht nur die falschen Anschuldigung des Kokainzeugen, danach wurde in einer kabarettistischen Sendung ein Foto vom Einmarsch Hitlers in Österreich gezeigt, bei dem das Gesicht von Hitler durch das von Schill ersetzt wurde.

Das Hauptmerkmal des Faschismus ist das Verbrechen. Das zweite Hauptmerkmal ist Lüge, und gegen Schill lügen die Internationalsozialisten, daß sich die Balken biegen. Als Holocaustüberlebender möchte ich sagen: Der Mißbrauch von 11 Millionen KZ-Toten (zu denen meine Mutter gehörte) für Propaganda muß aufhören, oder es kommt die Quittung, und das Volk überträgt die Verbrechensbekämpfung nicht mehr Schill, sondern den Nazis. Davor muß ich Angst haben, deshalb schreibe ich das!

Manfred Bartz, Hamburg


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