© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/02 22. März 2002


Zeitschriftenkritik: Deutsche Sprachwelt
Schätze des Geistes
Werner Olles

Seit Kultusminister und Bürokraten den Deutschen mit ihrem Projekt der „Rechtschreibreform“ eine Dummschreibung verordnet haben, reißen die Proteste gegen diese primitive Schreibweise nicht mehr ab. Sprachgut und Lesart sollen in einer Weise verhunzt werden, die nur dem Profitstreben und der Faulheit einiger Weniger dient. Inzwischen gelangen immer mehr Menschen zu der Erkenntnis, daß der Verlust der eigenen Sprache wohl das größte Drama der Kultur und Geschichte bedeutet. Wer sich dagegen wehrt, ist beileibe kein naiver Träumer, denn an die Schätze des Geistes und an die Schönheit und Weisheit der deutschen Sprache zu erinnern und diese zu verteidigen, ist vielmehr das Gebot der Stunde.

Als Konsequenz auf diesen sprachfeindlichen Anschlag der Kultusbürokratie wurde im Jahr 2000 die vierteljährlich erscheinende Zeitung Deutsche Sprachwelt (DSW) gegründet, die als neue Stimme der Sprachgemeinschaft mit großen Idealismus - trotz der allgemeinen medialen Vernebelung - eine kämpferische Plattform für die deutsche Sprache bildet. „Die Sprachzeitung für alle“ hält sich selbstverständlich an die hergebrachte Rechtschreibung, die von der Mehrheit des deutschen Sprachvolkes nach wie vor gebraucht wird, tritt für ein neues Sprachbewußtsein ein und will zum Nachdenken anregen. Dies hat ihr nicht nur Zehntausende Leser eingebracht, sondern auch viele Unterstützer, denn nur mit ihrer Hilfe kann die Zeitung bestehen. Herausgegeben wird die inzwischen auflagenstärkste deutsche Sprachzeitung von Stefan Micko und Thomas Paulwitz im Auftrag des Vereins für Sprachpflege (VfS).

Mittlerweile ist nun die siebte Ausgabe erschienen. Sie informiert unter anderem über die sogenannte Pisa-Studie, jenes Verfahren zur internationalen Schülerbeurteilung und Schulleistungsuntersuchung, aus dem hervorging, das die deutschen Schüler vor allem im Lesen unterdurchschnittlich sind. Zehn Prozent der deutschen Schüler bewegen sich gar am Rande des Analphabetismus, was der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, als „Leseverhinderungserziehung“ anprangerte: „Sprachpflege statt Geschwätzigkeit“ sei endlich angebracht. Der DSW-Schriftleiter weist in diesem Zusammenhang jedoch auch auf die soziale Frage hin, da durch den Verlust der Familien und durch den hohen Ausländeranteil eine Zwei-Klassen-Gesellschaft mit einem neuen Bildungsproletariat entstanden sei.

Zum „Sprachstilwahrer“ des Jahres 2001 wählte die DSW den in Frankfurt am Main lebenden Schriftsteller Martin Mosebach, zum „Rechtschreibwahrer des Jahres“ den Erlanger Professor Theodor Ickler und zum „Wortschatzwahrer“ den Pforzheimer Versandhandel mit den Häusern Klingel, Bader und Wenz, die in ihrer Werbung weitgehend auf dümmliche Anglizismen verzichteten (JF 10/02). In der nächsten Ausgabe der DSW werden die besten drei Autoren der Netzseite „Abenteuer Literatur“, darunter die aus Odessa stammende Germanistikstudentin Marjana Gaponenko, vorgestellt.

Anschrift: Stefan Micko, Postfach 27, A-2103 Lang-Enzersdorf bei Wien.


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