© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/02 22. März 2002


Hüter der bayerischen Zunge
Der Sprachschützer Hans Triebel hat den Ehrenpreis für den Erhalt der bayerischen Kultur erhalten
Volker König

Brezn, Bier und Blasmusik, dazu deftige Reden und kulturelle Einlagen von oberbayerischen Trachtenverbänden: Am vorigen Samstag feierte das betont bayerisch-patriotische Spektrum Münchens ganz so, wie man es von ihm erwartet. Die „Königlich Bayerischen Patrioten“, der Dachverband etlicher Dutzend König-Ludwigs-Vereine und Traditionsverbände mit mehreren tausend Mitgliedern, hatte zur Verleihung des diesjährigen „Ehrenpreises für den Erhalt der bayerischen Kultur und des bayerischen Brauchtums“ in den Hofbräukeller eingeladen, und gut 600 Gäste kamen, unter ihnen etliche CSU-Politiker, eine starke Abordnung der Bayernpartei um den Bezirksverordneten Hubert Dorn, aber auch Vertreter des kulturellen Lebens in München und des konservativen ökologischen Spektrums. Geadelt wurde der Festabend durch die Teilnahme von Prinz Christoph aus dem Haus Wittelsbach.

Die Auszeichnung ging an einen Hüter der bayerischen Zunge: Hans Triebel, Gründer und Vorsitzende des „Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte“. Patriotenchef Obermeyer begründete in seiner Laudatio die Preisverleihung vor allem damit, daß es Triebel gelungen sei, eine überaus effektive Organisation aus dem Boden gestampft zu haben, die in einer Zeit der „Amerikanismen und engleutschen Sprachverpanschung“ bewußt auf Gegenkurs gehe. 2.600 Mitglieder zählt der Förderverein Bairische Sprache und Dialekte mittlerweile, darunter Joseph Kardinal Ratzinger, der frühere Wiener Oberbürgermeister Zilk oder der Schriftsteller Günther Nenning. Motor des Vereins ist und bleibt aber Triebel, eine in Leidenschaft und Auftreten wahrlich barocke Persönlichkeit, die „fuchsteifiwild“ werden kann, wenn in der Öffentlichkeit Mundartsprecher als einfältig oder rückständig geschmäht werden. Dialekt und regional gefärbte Hochsprache gehören für ihn zur Natur des Menschen, die es zu erhalten gelte. „Vielfalt ist besser als Einfalt“, lautet eines seiner programmatischen Bekenntnisse. Um das Bairische unter den Schutz der europäischen Charta der Regionalsprachen zu stellen, schmiedete Triebel vor kurzem ein Bündnis mit dem Bayernbund und dem Dachverband der bayerischen Trachtenvereine und ließ seine Getreuen zur Bekräftigung dieser Forderung 150.000 Unterschriften sammeln, die Anfang des Jahres der Staatsregierung vorgelegt wurden.

Dabei endet der Blickwinkel des bayerischen Sprachschützers keineswegs an den Freistaatgrenzen. Längst arbeitet Triebel mit dem „Verein Deutsche Sprache“ von Walter Krämer zusammen. Das sei auch unverzichtbar, so Triebel, denn die Ursachen für das Absterben von Mundarten und Dialekten seien global dieselben.


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