© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/02 22. März 2002

 
Frisch gepreßt

Land und Meer. Die JF-Zusammenfassung (48/01) der Thesen, die der Düsseldorfer Historiker Holger Afflerbach zu jenem „Untergangsmythos“ vortrug, der angeblich die deutsche Marine seit dem 19. Jahrhundert bezauberte, löste heftige Leserbriefreaktionen aus. Nicht viel besser erging es dem Rheinländer, als er Anfang des Jahres seine Ansichten in der FAZ selbst vortrug. Ein Seegefecht, so bekam er zu hören, orientiere sich in keiner Marine am Wohlergehen der Mannschaft. Ungeachtet solcher Kritik scheint der als „Landtreter“ ausgewiesene Falkenhayn-Biograph dem nassen Element treu bleiben zu wollen. Immerhin ist ihm nun eine flüssig geschriebene Geschichte des Atlantik gelungen, die ihren Schwerpunkt weit vor dem 19. und 20. Jahrhundert setzt, die es an Gedankenreichtum aber auch in diesen Zeitzonen nicht mit dem Inhalt des dünnen Reclamheftes aufnehmen kann, das vor sechzig Jahren unter dem Titel „Land und Meer“ erschien (Das entfesselte Meer. Die Geschichte des Atlantik, Malik Verlag, München 2001, 358 Seiten, Abbildungen, 24,90 Euro).

Herrenhäuser. Wer plant, seinen Osterausflug in die Mark Brandenburg zu verlegen, um auf Fontanes Spuren zu wandeln, der sollte den Cicerone Herbert Baths im Gepäck haben. Der pensionierte Berliner Landesschulrat mischt seine detailgenaue Beschreibung märkischer Schlösser und Herrenhäuser mit persönlich gefärbten, natürlich nicht selten von Fontane angeregten „Heimatgeschichten“. Besonders wertvoll sind Baths Ausführungen zum Schicksal dieser vom preußischen Adel geprägten Architekturlandschaft nach 1945, als viele Häuser, die zumindest äußerlich die Heimsuchungen der Sowjetarmee überstanden hatten, dem SED-Vandalentum zum Opfer fielen (Die Schlösser und Herrenhäuser in Berlin und Brandenburg. Ein Überblick in Text und Bild, Stapp Verlag, Berlin 2001, 226 Seiten, Abbildungen, 22,90 Euro).

Ostsiedlung. Daß die Reagrarisierung in den zwanziger Jahren als ernsthafte Alternative zur weltwirtschaftlichen Verflechtung und im Rahmen der „Osthilfe“ parteiübegreifend als Ausweg aus der schwer angeschlagenen Globalisierungs-Ideologie unserer Großväter galt, ist hinreichend erforscht. Fast unbekannt ist, in welchem Umfang die Kirchen glaubten, durch Erschließung von Siedlungsland in Ostdeutschland aus der Weltwirtschaft aussteigen zu können (Tillmann Bendikowski: Lebensraum für Volk und Kirche. Kirchliche Ostsiedlung in der Weimarer Republik und im „Dritten Reich“. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2002, 253 Seiten, 35 Euro).


 
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