© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/02 22. März 2002


Ein Orden für Benes?
von Roland Schnürch

Den EU-Beitrittskandidaten Tschechische Republik auf Null zu bringen, ist offensichtlich das erklärte Ziel tschechischer Politiker. Den Vogel schießt vorläufig der außenpolitische Sprecher der Demokratischen Bürgerpartei (ODS), der Abgeordneter Jan Zahradil ab, der möglicherweise der nächste tschechische Außenminister ist. Er forderte, den ehemaligen tschechoslowakischen Präsidenten Edvard Benes für seine Verdienste um die Nation posthum mit dem Masaryk-Orden auszuzeichnen.

Benes hatte schon am 15. September 1938 über seinen Minister der französischen Regierung die Abtretung eines Fünftels der deutschen Siedlungsgebiete angeboten, aber der Hälfte der Sudetendeutschen offeriert, was die Entwurzelung Hunderttausender bedeutet hätte. In den Folgejahren betrieb Benes aus seinem Exil in London die Vorbereitung der Vertreibung. Aufgrund seiner Aktivität, besonders 1943 bei Josef Stalin und Wjatscheslaw Molotow in Moskau, kann man ihn mit Fug und Recht als Urheber der gesamten Vertreibung der Deutschen bezeichnen.

Allein die Vertreibung der Sudetendeutschen war begleitet von 240.000 Toten. Benes war der Hauptverantwortliche dieses Genozids, auch durch Ausfertigung seiner berüchtigten Dekrete. Selbst Milosevic bezog sich kürzlich vor dem internationalen Kriegsverbrechertribunal in Den Haag auf Benes. Was wird uns aus Prag demnächst noch geboten?


 
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