© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    12/02 15. März 2002

 
UMWELT
Anbiederung hat die Farbe Grün
Volker Kempf

Daß die Grünen ihre eigenen Werte verraten, um an der Regierung zu bleiben, pfeifen die Spatzen mittlerweile von den Dächern. In Nordrhein-Westfalen ist jetzt aber ein neuer Höhepunkt der Selbstentblößung erreicht. Alle Kreisverbände der Alternativpartei im bevölkerungsreichsten Bundesland sind gegen den Metrorapid, der im Nahverkehr von Düsseldorf nach Dortmund rasen soll. Sogar die Entscheidungsträger der Grünen im Landtag selbst sind gegen diese „rasende Straßenbahn“, haben Anfang März aber für sie gestimmt. Die Grünen-Mitstreiterin Hilke Schwingler aus Dortmund ist darüber nicht einmal enttäuscht, weiß die Rheinische Post ihr zu entlocken. Denn Enttäuschung setze eine Erwartungshaltung voraus, die sie gegenüber ihrer Partei längst nicht mehr habe.

Vielleicht will Clement die Grünen nur los werden, um mit der FDP zu koalieren. Gelb steht dem Ministerpräsidenten ohnehin besser als grün. Doch die Grünen geben lieber ihre Farbe auf als Ministerposten. So bleiben die Anwälte der Natur zwar an der Macht, sind aber für ihre Wählerschaft nicht mehr wiederzuerkennen. Eine Entfremdung der Partei zu ihnen eigentlich nahestehenden Verbänden wie Pro Bahn e.V fügt sich dem nahtlos an. Die CDU unterdessen lehnt die Magnetschwebebahn im Nahverkehr ab und bietet einen Alternativvorschlag an, nämlich einen Eurorapid von Duisburg nach Amsterdam fahren zu lassen. Das kommt den Kritikern und Bürgerinitiativen zwischen Düsseldorf und Dortmund entgegen; die wollen die Bundestagswahl zu einer Abstimmung über die milliardenschwere Magnetschwebebahn machen. Das letzte Wort haben also noch immer die Wählerinnen und Wähler. Und der Unmut ist groß, nicht nur bei den unmittelbar Betroffenen.


 
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