© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    12/02 15. März 2002

 
BLICK NACH OSTEN
Petro-Dollar für Islamisten
Carl Gustaf Ströhm

Der 11. September 2001 und seine Auswirkungen haben den Mißerfolg bisheriger EU- und US-Politik in Bosnien-Herzegowina auf schreckliche Weise deutlich gemacht. Bisher bevorzugten die westlichen „hohen Repräsentanten“ in diesem kriegsverwüsteten Land die Moslems auf Kosten der kroatischen Katholiken, die wegen „Nationalismus“ kritisiert wurden.

Jetzt allerdings wurden in der Hauptstadt Sarajevo Vorfälle bekannt, die selbst bei alten Balkankennern Gänsehaut verursachen. So wurden in den Computern des „Hohen Saudiarabischen Komitees für Bosnien-Herzegowina“ - einer humanitären Muslim-Organisation - etwa Stadtpläne von Washington D.C. entdeckt, auf denen US-Regierungsgebäude besonders markiert waren. In den Räumen der saudischen Organisation in Sarajevo wurden auch Materialien zur Fälschung von Besucher-Passierscheinen des US-State Department gefunden. Außerdem waren dort Bilder von früheren Terroranschlägen gespeichert - zum Beispiel vom Überfall auf das US-Kriegsschiff „Cole“ oder von den Sprengstoffattentaten auf die amerikanische Botschaften in Kenia und Tansania. Ein Mitglied jener „algerischen“ Islamisten-Gruppe, die neulich von den Amerikanern in Sarajevo verhaftet und in die Käfige von Guantánamo wegen Terrorismusverdachts verfrachtet wurden, soll bei besagter saudischer Hilfsorganisation gearbeitet haben.

Brigadegeneral Sulejman Vranj von der (durch US-Offiziere ausgebildeten) Armee der Föderation Bosnien wurde inzwischen vom Dienst suspendiert, weil er die „algerische Gruppe“ unterstützt und gedeckt haben soll. Sogar in der von der internationalen Staatengemeinschaft favorisierten „Allianz“, die jetzt im Lande an der Regierung ist, soll es Sympathisanten und Helfer der Islamisten geben.

Kroatische Medien behaupten, hohe (moslemische Funktionäre und Militärs hätten den des Terrorismus verdächtigten „Algeriern“ bosnische Ausweise verschafft. Allein im Jahre 1995 wurde 500 Personen asiatischer oder afrikanischer Herkunft die Staatsangehörigkeit von Bosnien-Herzegowina verliehen. Dazu ein kroatischer Gewährsmann: „Bis heute ist kein einziger Staatsdiener wegen solcher Machenschaften zur Verantwortung gezogen oder abgelöst worden.“

Außer der von den Amerikanern gefaßten „algerischen“ gab oder gibt es eine „ägyptische Gruppe“ von islamischen Kämpfern, die - wie es heißt - noch weitaus gefährlicher sein soll und aus neun Personen besteht. Als die US-Behörden von den Bosniern auch deren Auslieferung verlangten, gelang es mutmaßlich vier Männern dieser Gruppe mit Hilfe bosnischer Pässe zu fliehen - angeblich nach Österreich.

Offensichtlich, so vermutet man in Sarajevo, kamen einige dieser terrorismusverdächtigen Ägypter an Einreisevisa für die EU. Ein kroatischer Kenner der Situation meinte: „Es handelt sich offenbar um ein eingespieltes Team, das seine Fäden bis in die konsularischen Vertretungen westlicher Staaten spinnt.“ Die illegale Ausstellung von Einreisevisa für den Westen sei inzwischen in Sarajevo, so die Zagreber Wochenzeitung Hrvatsko Slovo, zu einem „einträglichen Geschäft“ geworden. Für 500 Euro erhalte man ein Visum „ohne Rückfragen“.

Übrigens: Die „Logistik“ für ihre Aktivitäten wurde den jetzt von den USA gesuchten Islamisten angeblich durch die ägyptischen und jordanischen SFOR-Kontingente in Bosnien zur Verfügung gestellt, behaupten kroatische Quellen. Von dieser Gruppe existierten Querverbindungen zur al-Quaida. Offenbar hat der Westen in Bosnien den Bock zum Gärtner gemacht.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen