© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    11/02 08. März 2002

 
Zwischen Orient und Okzident
Kino II: „Jalla!, Jalla!“ von Josef Fares
Claus-M. Wolfschlag

Das Selbstbewußtsein der beiden Freunde Mans und Roro, die in Schweden leben und als Parkpfleger arbeiten, gerät ins Wanken. Mans bekommt plötzlich Erektionsprobleme, daraufhin probiert er mit seiner unbefriedigten und zunehmend entnervten Freundin diverse ungewöhnliche Spielarten der Liebe aus, besorgt sich in einem Sexshop Erotik-Utensilien, aber ein Erfolg scheint sich nicht einstellen zu wollen. Roro dagegen hat Sorgen mit seiner libanesischen Familie und deren überkommenen Wertvorstellungen. Zwar hat der längst Assimilierte eine hübsche, blonde schwedische Freundin, seiner Familie aber hat er dieses Mädchen bislang nicht vorzustellen gewagt. Das ängstliche Schweigen führt ihn in immer tiefere Verstrickung. Die Familie drängt darauf, daß sich der scheinbar Ungebundene endlich verheiratet, eine Landsmännin als Braut ist bereits gefunden…

„Jalla! Jalla!“ ist das unterhaltsame und ausgesprochen amüsante Spielfilmdebüt des 24jährigen libanesisch-schwedischen Regisseurs Josef Fares, eine Komödie mit Esprit und ironischer Darlegung der Wirklichkeit, kein volkspädagogisch aufbereitetes Einwandererdrama. Der Konflikt junger Orientalen in der westeuropäischen Welt, ihre Zerrissenheit zwischen noch starken traditionellen Familienbanden und westlicher Sozialisation wird unaufdringlich, ja liebenswert dargestellt. Möge „Jalla! Jalla!“ auch ein gutes Urteil bei den Zuschauern beschieden sein.


 
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