© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    10/02 01. März 2002

 
UMWELT
Billig in die Klima-Katastrophe
Volker Kempf

Ein Flug nach Teneriffa und zurück verbraucht ungefähr so viel Sprit, wie Otto-Normalverbraucher im ganzen Jahr mit seinem Auto verfährt. Daß das Kerosin steuerfrei ist, ist Umweltschützern daher schon lange ein Dorn im Auge. Der blanke Horror war daher die Bild-Schlagzeile vom 22. November 1999: „New York 299 Mark!“ - mit dem Flugzeug versteht sich. Doch aus heutiger Sicht sind das schon Wucherpreise. Von einer Piste im Hunsrück, nämlich Hahn, kann man schon für fünf Euro ins europäische Ausland fliegen. Die irische Ryan Air macht es möglich. Da fragt man sich, ab wann die Passagiere Geld dafür bekommen, daß sie fliegen? Mit 1,2 Millionen Fluggästen wird in Hahn für 2002 gerechnet.

Bei den Billigpreisen kann selbst die Heerschar der Obdachlosen noch in Urlaub fliegen und an Bord ein paar Straßenzeitungen zur Kostendeckung verkaufen. Wer wollte es ihnen nicht gönnen? Das wäre die Überwindung aller Klassenunterschiede, wird dann aber einmal mehr zu Lasten der Umwelt erkauft. Das war schon die Masche von Adam Smith wie von Karl Marx - auch sie haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Nicht nur, daß der Kohlendioxidausstoß das Klima aufheizt und für die Versicherer teure Turbulenzen auslöst - wieso schlägt man das den Flugpassagieren eigentlich nicht auf das Flugticket drauf? Nein, es ist auch so, daß mit der rasanten Verknappung des modernen „Grundnahrungsmittels“ Erdöl nicht nur CO2 frei wird. Sondern auch Kämpfe um die letzten Reste des „schwarzen Goldes“ werden wahrscheinlicher . Zynisch daher, daß nach dem 11. September besagte Billigflüge noch zugenommen haben. Die Freiheit hat ihren Preis und sollte einem besser fünf Euro pro Liter Kerosin wert sein.


 
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