© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    10/02 01. März 2002

 
Stichwahlen in der Mark
Brandenburg: Bürgermeisterwahlen versprechen Spannung
Steffen Königer

Für die brandenburgische kreisfreie Stadt Frankfurt/Oder ist längst kein Skandal mehr, was vor einem Jahrzehnt noch unvorstellbar gewesen wäre. Detlef Henschke, ein ehemaliger und bekennender hauptamtlicher Stasi-Mitarbeiter, kandidiert als PDS-naher Einzelbewerber zum Posten des Bürgermeisters und holt mit 38,5 Prozent die meisten Stimmen in der Grenzstadt. Der CDU-Kandidat Martin Patzelt kam gerade auf 25,6 Prozent und muß nun in die Stichwahl. Der fünfzigjährige Henschke ist nicht nur von 1971 bis 1973 Bewacher im Stasi-Gefängnis Frankfurt gewesen, sondern blieb dem Ministerium für Staatssicherheit auch danach als informeller Mitarbeiter erhalten. Auch in den anderen kreisfreien Städten der Mark muß eine Stichwahl entscheiden. In Brandenburg wirft der SPD-Bewerber Helmut Schmidt der CDU-Kandidatin Dietlind Tiemann vor, sie würde den Lokalsender, der ihrem Mann und ihr gehört, einseitig zu Werbezwecken mißbrauchen. An der Wahlbeteiligung ließ sich jedoch die Frustration der Havelstädter ablesen: nur 46,5 Prozent fanden den Weg zur Urne. Spannung verspricht auch der zweite Wahlgang in Cottbus. In der ehemaligen Buga-Stadt möchte die parteilose Karin Rätzel (29,76 Prozent), Ex-SPD-Finanzbeigeordnete kräftig aufräumen. Die vor einem Jahr Abgewählte will sich gegen den CDU-Bewerber Markus Derling durchsetzen, der im ersten Wahlgang lediglich 17,04 Prozent erreichte. 


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen