© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    09/02 22. Februar 2002

 
Zisch! Boing! Wutsch!
Flau: „666 - Traue keinem, mit dem du schläfst“
Ellen Kositza

Gerhard Meir, Münchner Promi-Friseur und neuerdings auch Glossen- und Buchautor, beklagte kürzlich, daß „Prominenz auch nicht mehr das sei, was es mal war. „Die Eintagsfliegen schwärmen an, die Container-Clowns, die tief dekolletierten kleinen Glücksritterinnen, die für immer neues Frischfleisch an der Supermarkttheke der People-Blätter garantieren.“

Was einst als Prominenz zählte, Hochadel, begnadete Schauspieler, mythenumwobene Diven, ist heute schlicht Pop. Im Grunde talentlose Serienfuzzis, gewesene Sportler, zutiefst unmusikalische Sänger, operierte „Models“, die Luder-Society, das ist die neue schöne Ander-Welt, der heute die Schlagzeilen gelten.

Ohne jede Hintergründigkeit bringt Bernd Eichingers neueste Kinoproduktion diese Entwicklung auf den Punkt. Handlung: marginal, aber: Auftritt Claudia Schiffer, Auftritt Boris Becker, gefolgt von Heiner Lauterbach, Verona Feldbusch, Hella von Sinnen, Ralf Bauer, Henry Maske und so weiter, und so fort, die Prominenz spielt sich selbst.

Zentriert ist die dürftige Geschichte um die wohl wahre Annahme, daß Frauen Ansehen, Macht und Erfolg dem „guten Charakter“ und dem netten Äußeren vorziehen, wogegen man das Heer hingebungsbereiter Männer im Windschatten berühmter Frauen ja vergebens sucht. Jennifer (Sonsee Ahray Floethmann) jedenfalls hat ihren Schatz Frank Faust (Jan Josef Liefers), einen liebenswerten Nichtsnutz und Tunichtgut, satt, sie zieht in München mit dem angesagten Fotografen Axel (Thure Riefenstein) zusammen. Noch Monate später ist Frank am Boden zerstört, und als er frustriert seinem Leben ein Ende setzen will, wird ihm die Lösung seines Liebesproblems angetragen.

Jeder Faust hat einen Mephisto, so will es das Drehbuch des Deutschjapaners Matsutani. Dieser Höllensohn jedoch befindet sich noch in Ausbildung, am Fall Frank Faust soll er seine Prüfung vor dem Fürsten der Hölle bestehen. Frank und der tölpelhafte „Mephisto II“ (Armin Rohde) schließen einen Pakt - spätestens zur Walpurgisnacht soll Jennifer wieder in den Armen des Ex ruhen. Freilich kann Mephisto nicht zaubern, aber (Knall! Zisch! Rauch!) jede Gestalt annehmen, und beide begeben sich in die Münchner Schickeria, wo der Versager Frank, jeweils in hochprominenter Begleitung, seiner Verflossenen auf den schnieken Bussi-Bussi-Veranstaltungen über den Weg läuft.

So tafelt Frank vertraut mit Lauterbach, flirtet mit der Schiffer, mit Iris Berben, darf die Brüste der Feldbusch betatschen, und wie erwartet zeigt sich Jennifer mit der Zeit beeindruckt: Der Abgesägte scheint es wirklich ganz nach oben geschafft zu haben. Hätte da nicht Mephisto bei der Berührung seines Feldbusch-Busens durch Frank ein Erweckungserlebnis gehabt - der Teufel erkennt sich selbst als schwul und verliebt sich in seinen Verbündeten. Darauf geht’s hoch her, Frank erfährt, daß es weder die Schiffer noch Jennifer selbst waren, mit denen er sich kopulierend wähnte, und das Verhängnis nimmt weiter seinen Lauf.

Flau wie die Handlung und die sie tragenden „Charaktere“ sind die Witze, die das Ganze zu einer „rabenschwarzen Komödie“ machen sollen: mal fällt ein Betrunkener seinem Erbrochenen hinterher aus dem Taxi, mal kühlt Ralf Bauer seine Erektion im Swimmingpool (Zisch! Haha!), mal fällt Boris Becker beim Pinkeln in Ohnmacht (Boing!), schlägt Frank Ralf Bauer nieder (Wutsch!). Anfängerhaft erscheint auch die Tatsache, daß sämtliche Szenen ganz augenscheinlich im Hochsommer spielen, wo doch der Teufelspakt mit einmonatiger Gewährleistungsfrist Anfang April geschlossen wurde.

Natürlich wurde auch dieser Film großzügig durch Fördermittel unterstützt, eine Handhabe, die der Staatsminister für Kultur, Julian Nida-Rümelin (SPD), breit ausgebaut sehen will. Jedem Volk die Filme, die es verdient …


 
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