© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    09/02 22. Februar 2002

 
Meldungen

Soziologe für mehr Engagement Deutschlands

MAINZ. Der Frankfurter Soziologe Karl Otto Hondrich hat angesichts der weltweiten Terrorgefahr ein verstärktes Engagement Deutschlands angemahnt. „Etwas mehr Freundes- und Führungsmut könnte man schon erwarten“, sagte Hondrich auf den Mainzer Tagen der Fernsehkritik am Montag. Deutschland wolle sich in der Welt immer noch auf die Rolle des ökologischen Mahners und ökonomischen Machers beschränken. Thema der Mainzer Tage sind in diesem Jahr die Darstellung und die Folgen des 11. Septembers in den Medien. Hondrich sagte, die Vereinigten Staaten hätten die Rolle des Weltpolizisten nicht an sich gerissen. Sie sei ihnen zugewachsen. Zwar sei der deutschen Öffentlichkeit die Rolle der „Supergewaltmacht“ USA immer noch moralisch verdächtig, die Gesellschaft der Bundesrepublik sei jedoch auch nicht bereit, den USA einen Teil ihrer Rolle abzunehmen. Deutschland wolle Geschäfte machen und Konflikte vermeiden, erklärte der Soziologe. Mit dem Aufbau einer neuen Weltordnung seien die Vereinigten Staaten allerdings überfordert. Hondrich wies Kritik an der Medienberichterstattung über den 11. September und andere Krisen zurück. Auch wenn Nachrichten oft nur eine verzerrte Wirklichkeit zeigten, seien diese Verzerrungen weder unsinnig noch schädlich. Die teils überzogene Berichterstattung über Gefahren schaffe in offenen Gesellschaften eine Art Bedrohungsgemeinschaft.

 

US-Intellektuelle verteidigen „gerechten Krieg“

BERLIN. In einem gemeinsamen Aufruf rechtfertigen 58 führende amerikanische Intellektuelle einen „gerechten Krieg“ gegen den Terrorismus. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem der Soziologe Francis Fukuyama, der Kulturhistoriker Samuel P. Huntington und der Gesellschaftstheoretiker Amitai Etzioni. „Organisierte Killer mit globaler Reichweite bedrohen uns alle“, heißt es in dem Papier. „Im Namen der universalen menschlichen Moral und im vollen Bewußtsein der Begrenzungen und Anforderungen eines gerechten Krieges unterstützen wir die Entscheidung unserer Regierung und unserer Gesellschaft, Waffengewalt gegen sie einzusetzen“, wird in der Stellungnahme ausgeführt. Am 11. September habe eine Gruppe von Individuen vorsätzlich die USA angegriffen. Sie seien Teil eines internationalen islamistischen Netzwerkes, das in 40 Ländern aktiv sei. Dennoch müsse betont werden, „daß die Moslems in ihrer überwältigenden Mehrheit anständig, gläubig und friedliebend“ seien. Die Verfasser üben auch harte Kritik an der amerikanischen Politik: „Wir erkennen, daß unsere Nation bisweilen mit Arroganz und Ignoranz gegenüber anderen Nationen gehandelt hat. Zu gewissen Zeiten hat unsere Nation eine fehlgeleitete und ungerechte Politik verfolgt. Zu oft ist es unserer Nation nicht gelungen, nach unseren eigenen Idealen zu leben.“ Aber kein Verweis auf die Verdienste oder das Versagen einer bestimmten Außenpolitik könne jemals den Massenmord an unschuldigen Menschen rechtfertigen.

 

Letzte Inszenierung Wolfgang Wagners

BAYREUTH. Mit zahlreichen Debüts und Neubesetzungen warten die diesjährigen 91. Richard-Wagner-Festspiele vom 25. Juli bis zum 28. August auf. In der Neuinszenierung des „Tannhäuser“ singt der Australier Glenn Winslade die Titelrolle. Im „Ring der Nibelungen“ tritt erstmals Evelyn Herlitzius als Brunhilde auf. Neu in Bayreuth ist auch Petra-Maria Schnitzer als Elsa im „Lohengrin“. In der „Ring“-Inszenierung von Jürgen Flimm tritt Hartmut Welker die Nachfolge von Günter von Kannen als Alberich an. Mit den „Meistersingern von Nürnberg“ steht in diesem Jahr letztmals eine Inszenierung des Festspielleiters Wolfgang Wagner, 82jähriger Enkel Richard Wagners, auf dem Programm.


 
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