© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    08/02 15. Februar 2002

 
Rupert Murdoch
Der Sonnengott
von Ronald Gläser

Der Medienmogul Rupert Murdoch löst jetzt in Deutschland Angst aus. Die Schwäche Leo Kirchs will der Australier nun wohl nutzen, um hierzulande Fuß zu fassen. Große Banken und selbst die Bundesregierung erwägen deshalb, dem Filmverleiher zu Hilfe zu eilen. Die rot-grünen Machthaber haben guten Grund, den Münchner Medienunternehmer Kirch nicht einfach fallen zu lassen. Der Milliardär Murdoch ist in der Lage, die Stimmung in der englischsprachigen Welt durch seine Publikationen zu beeinflussen. Die Konzernmutter, kurz News Corporation Ltd., kontrolliert Medien auf vier Kontinenten: Boston Herald American, Chicago Sun Times, Times of London, The Financial Times, The Economist, New York Post, Reuters und weitere 125 Magazine in den USA, Großbritannien und Australien.

Im deutschsprachigen Raum ist er bislang nur mit weniger bedeutenden Engagements vertreten. Ihm gehört der TV-Sender Neun Live (zuvor tm3) und die Hälfte von Vox. Dazu kommen noch 22 Prozent am Bezahlsender Premiere. Murdoch, der vor fünfzig Jahren mit zwei Provinzzeitungen startete, macht keinen Hehl aus seinen Ambitionen. Er ist ein homo politicus und nutzt seine Macht, um seine Interessen durchzusetzen. In England, wo er rund vierzig Prozent des Zeitungsmarktes kontrolliert, hat er dies unter Beweis gestellt. Ihren Wahlsieg verdankte Margret Thatcher 1979 nicht zuletzt seiner Unterstützung. 1997 wechselte er die Fronten und beförderte Tony Blair in die Downing Street. Inzwischen jedoch verkündete er, Blair sei ein „Synonym für Erfolglosigkeit“. Politiker mit Dreck zu bewerfen ist ein Mittel zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Moral - so sieht es Murdoch.

Seine Ansichten sind mit Labour jedoch wenig vereinbar: Für Sozialismus und Bürokratismus hat er nichts übrig. Und in Großbritannien sorgen seine Zeitungen für die EU-kritische Haltung, die gerne als Europa-Feindlichkeit denunziert wird. Gerhard Schröder ist gut beraten, Murdochs Medien-Invasion zu verhindern. Durch ein Engagement bei Springer käme Murdoch in Reichweite jeder vierten Zeitungsredaktion in Deutschland. Im Dezember haben sich Springer-Chef Döpfner und Rupert Murdoch bereits zu einem diskreten Gespräch in London getroffen und Gemeinsamkeiten abgesteckt.

Murdoch, berichten Exmanager fast unisono, herrsche wie ein Sonnengott über sein Medienkonglomerat. Die sprichwörtliche Schere im Kopf beherrsche das Denken in jeder einzelnen Redaktion seiner Unternehmenstöchter. Obwohl seine Familie nur dreißig Prozent an News Corp. besitzt, regiert er dort autoritär. Das Management ist schwach. Murdoch denkt nicht daran, sich - wie beispielsweise Ted Turner - aus dem Geschäft zurückzuziehen, aber der Tag wird kommen. Dann könnte auch sein Imperium zerfallen, Diadochenkämpfe und die Emanzipation einzelner Firmentöchter dürften beginnen.


 
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