© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    08/02 15. Februar 2002


Probe für Schill
von Dieter Stein

Schill ist in aller Munde. Große Erwartungen richten sich auf den derzeitigen Hamburger Innensenator, der im vergangenen September für seine frischgegründete Partei sensationelle 19,4 Prozent der Stimmen erreichte. Als „Richter Gnadenlos“ wurde er zuvor apostrophiert. Nachdem diese Schlagzeilen ihn erst populär gemacht haben, weil die Bevölkerung ein Mehr an „Law and Order“, Gesetz und Befehl wünscht, verlegt man sich jetzt darauf, den „Rechtspopulisten“ als Partylöwen und Kokain-Schnüffler ins Zwielicht zu bringen.

Wie so oft, handelt es sich hier um eine durchsichtige Kampagne. Doch auch der von den Medien gehätschelte Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, auf den sich Schill nun berief, muß es sich gefallen lassen, daß er wegen seiner Partyversessenheit öffentlich scharf kritisiert wird. Wenn jemand als Saubermann, gegen Verwahrlosung und für Ordnung auftritt, dann sollte er auch ein Vorbild abgeben.

Zweifelhaftes Licht fällt auch durch den Magdeburger Spitzenkandidaten Marseille auf die junge Partei. Sicher ist es ihm nicht vorzuwerfen, daß er ein erfolgreicher Unternehmer ist. Im Gegenteil: Der Eindruck, daß sich jemand persönliche Vorteile durch sein politisches Engagement erkaufen will, konnte bislang aber nicht überzeugend entkräftet werden. Die Schill-Partei will gegen Filz, Korruption und für den Rechtsstaat eintreten. Das ist in letzter Zeit nicht mehr so deutlich geworden. Statt dessen regiert das große Geld? Es wäre eine erneute herbe Enttäuschung für idealistische Bürger.


 
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