© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    05/02 25. Januar 2002

 
Täter in der Opferrolle
Kinofilm provoziert Revanchismus-Vorwürfe
Moritz Schwarz

Die am 27. Dezember in den Kinos angelaufene Verfilmung des Bestseller-Romans von Josef Martin Bauer „So weit die Füße tragen“ (JF 52/01) hat zu einer Flut von offenbar politisch motivierten Filmkritik-Verrissen geführt. Obwohl der eher unpolitische historische Abenteurfilm, der die Flucht eines deutschen Kriegsgefangenen 1949 aus einem sowjetischen Gulag und seinen dreijährigen Fußmarsch quer durch Asien schildert, menschlich versöhnlich gehalten ist, war in den Kritiken der etablierten Medien pauschal von Revanchismus („Kalter-Krieg-Film“, „unglaubliche Geschichtsverfälschung“, „Täter in der Opferrolle“) oder gar von Aufstachelung zum Haß gegen die Siegermacht Sowjetunion („von Haß erfüllt Neuschreibung der Geschichte“) die Rede. Nicht einmal der Faschismus-Vorwurf blieb aus („Blut und Boden-Fantasie“).

Die Münchner Verleihfirma „Angel Falls“ spricht dagegen gegenüber der JUNGEN FREIHEIT von „ungerechtfertigten, skandalösen Vorwürfen“. Der Produzent Bastian Clevé (Interview in JF 2/02) beklagt in einer Stellungnahme die überwiegend „schnoddrige und denunziatorische Behandlung“ des Films durch die Kritik. Den Grund hierfür sieht Clevé „auch in der mangelhaften Auseinandersetzung mit eigenen, deutschen Themen“ hierzulande. Dabei erzähle der Film „immerhin eine Geschichte, die bis heute Lebenswege und Schicksale von Millionen von Deutschen beeinflußt hat“.

Infolge der Welle von Verrissen bleibt der Film an den Kinokassen bislang weit hinter den Erwartungen zurück und ist inzwischen in die kleinen Säle verbannt worden. Obwohl der Streifen laut Publikumsbefragungen der Verleihfirma bei seinen Zuschauern überwiegend gut ankommt, haben gar beinahe zwanzig Prozent der Startkinos den Film bereits wieder aus dem Programm genommen.

Ganz anders dagegen die Verkaufszahlen der zum Filmstart erschienenen Neuauflage des Romans - der Bastei Lübbe Verlag kündigte inzwischen eine zweite Auflage an.


 
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