© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    04/02 18. Januar 2002

 
Leserbriefe

Zum Titel „Steilpaß für Stoiber“ von Ronald Gläser, JF 3/02

Schnelles Vergessen

Nicht einmal zwölf Jahre hat es gedauert, und schon ist all das Leid in der ehemaligen DDR vergessen. Der Mauerbau, die vielen Toten, Unterdrückung und die Diktatur haben anscheinend nie existiert, zumindest habe ich nach den Ergebnissen in Berlin den Eindruck. Die SED in neuem Gewand, der Wolf im Schafspelz, regiert wieder mit. Es klingen einem noch die Worte in den Ohren: niemals Verhandlungen mit der PDS. Der Name hat sich geändert, die menschenverachtende Ideologie nicht. Noch vor kurzem die Märsche der „Anständigen“ gegen rechte Gewalt, jetzt die gleichen Leute am Tisch mit den Tätern der linken Gewalt.

Welch eine Demütigung muß es für die ehemaligen DDR-Bürger und Bürgerrechtler sein, dieselben Leute, die ihnen über Jahrzehnte das Leben schwergemacht haben, wieder in Regierungsverantwortung zu finden. Momper plädierte bereits dafür, die Stasi-Überprüfungen aufzugeben. Er sagte: „Zehn Jahre nach dem Ende der DDR müßten Politik und Gesellschaft zum Verzeihen und zur Verjährung bereit sein.“ Ist der Staat hier auf dem linken Auge blind, wird bei uns zwischen linker und rechter Diktatur differenziert? Den Opfern ist es wahrscheinlich egal, ob sie unter rechter oder linker Diktatur zu leiden hatten. Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf. 

Thomas Maurer, Tübingen

 

 

Zum Kommentar „Der Belanglose“ von Ivan Denes, JF 2/02

Kein Ende des Konflikts

Islamische Fundamentalisten werden immer wieder den Kampf gegen Israel aufnehmen müssen, sobald sie den jüdischen Staat überwindbar glauben. Palästinenserchef Arafat hat sich bislang beständig geweigert, ein Ende des Konflikts auch nur als Möglichkeit zu nennen. Vielleicht ist es auch deshalb im Juli 2000 in Camp David zu keinem Friedensschluß gekommen. Der Vertragstext enthielt aber auch die Klausel vom „Ende des Konflikts“. „Wer vom Ende des Nahostkonflikts spricht, redet Unsinn“, meinte Moshe Sharon, Berater des ehemaligen Ministerpräsidenten Menachim Begin. „Dieser Konflikt ist ein Krieg Allahs mit seinen Feinden. Auch wenn Moslems Frieden wollen, dürften sie ihn nicht schließen.“

Denn wenn der Staat Israel wirklich Zukunft hätte, wäre das aus islamischer Sicht eine Kapitulation des allmächtig geglaubten Allah. Gläubigen Moslems geht es bei der Existenz eines jüdischen Staates auf moslemischen Territorium um die Frage: „Wer ist der wahre Gott?“. Solange auch nur das kleinste Fleckchen Erde im „Haus des Islam“ von einem jüdischen Staat besetzt wird, ist seine bloße Existenz streng genommen eine Bankrotterklärung Allahs.

Otto Wustrack, Hannover

 

Arafat will Frieden

In seiner Rede vor der UNO-Vollversammlung im November 1974 hat Arafat die Vertreibung der Palästinenser, die Zahl der zerstörten Städte und Dörfer, die Menschenrechtsverletzungen durch den israelischen Staat dargestellt. Am Ende seiner Rede hielt er trotz dieser geschilderten Umstände den Ölzweig hoch, er wolle Frieden und nicht Blutvergießen. Die Welt solle helfen, daß er den Zweig nicht fallen lassen müsse. Die Vollversammlung erkannte die Rechte des palästinensischen Volkes an und verurteilte Israel.

Seitdem hat Arafat niemals Befehl erteilt, auf Menschen zu schießen oder gar Terrorakte gegen das israelische Volk zu verüben. Deshalb hat er auch niemals Blutvergießen provoziert.

Werner Schröder, Surat Thani

 

 

Zu „Die Zeche zahlen die Enkel“ von Franz Harder, JF 2/02

Sozialstaat beschneiden

Harder sieht sehr richtig als Ursache für die Zerrüttung der Sozialsysteme die „Habgier“ des „Wohlstandsbürgers“. Die Lösung besteht aber nicht in allen möglichen Verrenkungen, auch nicht in der Zuwanderung, sondern darin, daß man den üppigen Sozialstaat eben beschneidet, also auch die Renten dem wirklichen Leistungsvermögen anpaßt. Soweit wird es auch eines Tages kommen. Wer jahrzehntelang an den Kindern „spart“, hat eben irgendwann die Folgen zu tragen, und das zu Recht. 

Simon Aumeier

 

Viele Kinder sind keine Lösung

Man muß schon sehr viel Angst haben - weniger um seine Rente, als daß Frauen den männlichen Enkeln den Arbeitsplatz streitig machen könnten, und die so bequeme Versorgung durch die Hausfrauen nicht mehr gegeben ist. Hier sind viele Männer - gut verdienende wohlgemerkt - hochprivilegiert. Massen von Kindern zwecks Renten in die Welt zu setzen, ist in unserer Welt, wo Erwerbsarbeit immer knapper wird, wohl nicht die Lösung. Hier sind wirkliche Veränderungen in der Einkommensverteilung nötig und überhaupt neue Problemlösungen ohne Vorurteile.

Brigitte Scholz, Frankfurt/Main

 

Es liegt am Zeitgeist

Die Schuld an dem katastrophalen Geburtenschwund in Deutschland trägt der Zeitgeist. Nur drei Völker in Europa haben genügend Nachwuchs: Polen, Irland und Rumänien. Natürlich bedeutet Kinder zu haben, sie zu erziehen, zu kleiden und zu ernähren eine finanzielle Belastung.

Max Horkheimer forderte die Sexualisierung des Lebens. Im Zuge der 68er Kulturrevolution wurde diese Forderung voll umgesetzt. Solchermaßen an wechselnde Sexualpartner gewöhnte junge Leute werden später nicht mehr in der Lage sein, „Ja“ zum Kind, gar ja zu Kindern zu sagen, denn die Verhütungsmentalität schafft Kinderfeindlichkeit. Wer Minderjährige lehrt, daß Geschlechtsverkehr üblich ist, sofern er nur „geschützt“ vollzogen wird, der lehrt sie eine Kinderfeindlichkeit, die nur sehr schwer überwunden werden kann. Das Ziel des Sexualkunde-Unterrichts?

Roland Berghammer, Nürnberg

 

 

Zu „Ein König demontiert sich selbst“ von Paul Leonhard, JF 2/02

Rabatte für alle

Wir wundern uns über das Hochschaukeln der Biedenkopfschen Rabatt-Affäre. Setzt doch der sächsische Ministerpräsident genau das um, was die rot-grüne Koalition von uns allen fordert: Feilschen wie in orientalischen Basaren, was das Zeug hält. Verhält sich also mal ein konservativer Politiker multikulturell, dann ist es plötzlich auch nicht recht. Ist denn das Rabatt-Aushandeln nur den Linken vorbehalten?

Ralf Müller, Berlin

 

 

Zu „Rüstungslobby kostet Milliarden“ von Paul Rosen, JF 2/02

Teurer Kompromiß

Allein die Toten, die uns die Anschaffung des unausgereiften „nachgerüsteten“ Starfighters gebracht hat, hätten den Ausschlag zur Antonow-Wahl geben müssen! Es war zu hören, die Antonow würde in Lizenz zwischen Rügen und dem Erzgebirge gefertigt: War der Aufbau Ost nicht mal Chefsache?

Um Nato-Partner nicht zu vergrätzen - die selbst nur ein paar Stück des Cyber-Airbus kaufen -, sollen wir Deutschen vom A400M mehr anschaffen, als wir uns eigentlich leisten können. Uns wird die Bezahlung dieses Flugzeuges anstelle der Antonow aufs Auge gedrückt. Und um einen Anschaffungsgrund für den Euro-fighter zu haben, verscherbelt man die Mig29. Die Sieger des kalten Krieges sind um kein Stück besser als ihre realsozialistischen Vorgänger, die sich zu Siegern der Geschichte erklärt hatten.

Regina Hupf, Lam

 

Letzten Endes teurer

Eine funktionierende Armee gibt es nunmal nicht zum Nulltarif und natürlich kostet sie Milliarden.

Das die Antonow AN-70 eine ernstzunehmende Alternative für das Nato-Land BRD gewesen sein soll, behauptet höchstens noch der PDS-Wehrexperte. Natürlich ist die AN-70 billiger als der Airbus. Das ist aber auch schon das einzige Argument, welches für das russische Flugzeug spricht. Umso mehr spricht gegen sie, denn zum einen würde sich die Nato mit dem Kauf dieses Flugzeugs in russische Abhängigkeit begeben, und zum anderen sind russische Triebwerke als Spritfresser bekannt. Ein Flugzeug kostet ja nicht nur beim Kauf, sondern auch die Ersatzteilversorgung und sonstige Logistik muß gewährleistet sein. Deutschland würde sich dadurch in eine Abhängigkeit zu Rußland begeben, über die Rußland natürlich auch politischen Druck ausüben könnte. Zudem dürfte das Vertrauen in die termingerechte Lieferung von Flugzeug und Zubehör durch Rußland beim Verteidigungsministerium verständlicherweise nicht sehr groß sein. Die Behauptung des Autors, die AN-70 sei auch „besser“ als der A400M, kann er nicht belegen. Denn schließlich existiert der A400M ja noch nicht. Das der Airbus viele „Kinderkrankheiten“ haben soll, obwohl er noch gar nicht existiert, kann wohl ebenfalls als eine durch nichts zu belegende Behauptung des Autors gelten. Airbus-Flugzeuge sind seit vielen Jahren als extrem zuverlässig und wirtschaftlich bekannt, und die Einführung dieser Muster bei den Fluggesellschaften geschah fast ohne Probleme. Weiterhin behauptet Paul Rosen in seinem Artikel, die MiG-29 sei „besser“ als der Eurofighter. Dieses Gerücht, welches sich schon seit Jahren hartnäckig hält, ist wohl mehr eine Stammtischparole aus den neuen Bundesländern. Denn die wenigen Bundeswehrpiloten, die die Möglichkeit hatten, beide Flugzeuge zu fliegen und zu testen, haben noch nie etwas Ähnliches geäußert. Natürlich ist die MiG-29 kein schlechtes Flugzeug, sondern eines mit hervorragenden Flugeigenschaften. Nur werden moderne Luftkämpfe nicht mehr ausschließlich durch Höchstgeschwindigkeit und Beschleunigung entschieden, sondern vor allem durch die elektronische Kriegführung (Radar, Sensoren, Abwehr gegnerischer Raketen usw.) und die im Luftkampf eingesetzten Abstandswaffen (Luft-Luft-Rakten etc.) In dieser Hinsicht ist die MiG-29 auf dem Entwicklungsstand von 1970. 

Raik Kolmorgen, Berlin

 

 

Zur Pankraz-Kolumne „Arnold Gehlen und die duftende Briefmarke“, JF 2/02

Fehlender Geruchssinn

Duftende Blumen verkaufen sich immer schlechter. Darauf haben Blumenzüchter schon seit längerer Zeit reagiert und immer neue duftlose Blumen, vor allem Rosen und Lilien gezüchtet. Sie stehen in allen Blumenläden und wirken wie Blüten aus Kunststoff. Hat Pankraz noch nie versucht, einen Strauß schöner und duftender Rosen zu verschenken? Er mag es probieren - höchstwahrscheinlich ohne Erfolg. Das spricht für einen empfindlichen, nicht für fehlenden Geruchssinn.

Kosmetika wurden bis vor kurzem stets parfümiert. Daraus ergab sich, wenn man verschiedene Kosmetika benutzte, eine wandelnde Sammlung von Duftmustern, die nur unvollkommen vom Parfum überdeckt wurden, das man gebrauchte. Schließlich haben es die Hersteller selbst begriffen und immer häufiger werden Kosmetika ausdrücklich als duftlos angeboten. Auch dies spricht gegen einen fehlenden Geruchssinn. Sicher gibt es noch manch andere Beispiele, die meine Meinung stützen. Vielleicht geht Pankraz dem nach, und wir lesen irgendwann eine Kolumne von ihm, die sich mit dem verblüffenden Geruchssinn des Menschen beschäftigt?

Brigitte Anderson, Weiterstadt-Gräfenhausen

 

Zur Kolumne „Global Sozial“ von Klaus Hornung, JF 52/01

Falsch zitiert

Wenn schon lateinisch zitiert wird, dann bitte richtig. „Auch am christlichen Weihnachtsfest darf das recipe finem nicht fehlen“. „Quidquid agis, prudenter agas et respice finem“. (Gesta Romanorum).

Horst Ruhl, Wunstorf

 

 

Zu „Rappen in Uniform“ von Matthias Bäkermann, JF 52/01

Ungewollte Komik

Die Benutzung eines amerikanischen Wortes, das äußerlich einem deutschen Wort entspricht, als solches aber nicht mehr erkannt wird, einmal mehr ein Zeichen für das Absterben unserer Sprache, für die Sinnlosigkeit des Aufbäumens gegen die Überwucherung unserer sprachlichen Wurzeln durch amerikanische. Daß wir nun in ein Stadium eingetreten sind, in dem die gleichgeschriebenen oder gleichlautenden Wörter schon nicht mehr als solche wahrgenommen werden und man selbst in einer konservativen Zeitung vor den tödlichen Stilblüten nicht mehr sicher ist, könnte einem die Tränen in die Augen treiben, gemahnt es doch daran, daß selbst der erzkonservative Metternich am Ende seines Lebens die Sinnlosigkeit einsah, sich dem Sturm der Veränderung entgegenzustemmen.

Susanne Meilinger, Freiburg

 

 

Zur Rubrik Frisch Gepresst „Kronprinz Wilhelm“, JF 50/01

Polemischer Anriß

Der Verfasser dieser kurzen, polemisch gehaltenen Rezension - acht Zeilen von je fünf Zentimetern Länge - kann das Buch eigentlich nicht ganz gelesen haben, denn er unterstellt die Absicht, den Helden von dem Rufe einer „unbedeutenden Randfigur der preußisch-deutschen Geschichte“ reinwaschen zu wollen.

Darum geht es gar nicht. Vielmehr handelt es sich darum, bestehende Irrtümer und Unwahrheiten über den Thronfolger des zweiten deutschen Kaiserreiches auszuräumen. Letzten Endes geht es um die historische Wahrheit. Daß der anonyme Rezensent an einem überholten Vorurteil festhält, statt sich mit dem Buch sachlich fundiert auseinanderzusetzen, erklärt sich möglicherweise dadurch, daß ihm die Ebene eines vorurteilsfreien Dialogs nicht zugängig ist.

Helmut Ries, Westerholz

 

 

Zur neuen Wehrmachtsausstellung

Tote können sich nicht wehren

Nachdem die erste Wehrmachtsausstellung des Herrn Jan Phillipp Reemtsma dermaßen plump verlogen war, daß sie aus dem Verkehr gezogen werden mußte, präsentierte dieser jetzt eine neue. Diese manipulierte er geschickter, sie stimmt aber wieder nicht, so daß die NPD mit Recht dagegen demonstrierte. Denn unsere toten Soldaten können sich gegen diese Nestbeschmutzung nicht mehr wehren.

Das Militär wurde von Hitler dazu gezwungen, Befehle auszuführen. Soldaten, die sich weigerten, auf den Feind zu schießen, wurden selbst erschossen. Und desertieren gab es schon gar nicht. Ein Zitat Hitlers: „An der Front kann man sterben, als Deserteur muß man sterben!“

Erwine Lehmig, Köln


 
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