© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    04/02 18. Januar 2002

 
WIRTSCHAFT
Argentiniens Tränen um den IWF
Bernd-Thomas Ramb

Don’t cry for me, Argentina“, wurde der sterbenden Evita Peron, der illustren Ehefrau des früheren Präsidenten und Gründers der heute wieder einmal regierenden peronistischen Partei, in den Musical-Mund gelegt. Einem solchen Wunsch seitens des Internationalen Währungsfonds (IWF) dürften die Argentinier heute kaum entsprechen. Hat die Weltbehörde für in Zahlungsschwierigkeiten geratene Staaten den jüngsten Wunsch Argentiniens nach Krediten doch glatt von der Beantwortung hochnotpeinlicher Fragen nach einem tragfähigen Finanzreformkonzept abhängig gemacht.

Der Pleitekondor schwebt seit langem über Buenos Aires. Und immer wieder erbarmte sich die Devisenvernichtungsmaschine IWF zu vergeudeten Überbrückungsdarlehen in Milliardendollarhöhe. Nun steht der einst wohlhabendste Staat Südamerikas mit 14 Milliarden Dollar beim IWF in der Kreide. Die letzte Kredittranche über acht Milliarden Dollar wurde im August 2001 durch den deutschen IWF-Chef, Horst Köhler, gewährt. Für den heftig Widerspruch leistenden Chefökonom des IWF, dem international hoch angesehenen amerikanischen Finanzwissenschaftler Michael Mussa, war dies der endgültige Anlaß, dem deutschen Geldverschwender den Büttel hinzuwerfen. Köhler, sowieso nur zweite Wahl bei der Bestallung des IWF-Chefpostens nach der verkorksten Nominierung des deutschen Finanzstaatssekretärs Caio Koch-Weser, gerät nun zunehmend in die öffentliche Kritik. In Fachkreisen wurde ihm ohnedies noch nie große Kompetenz zugetraut, aber die Deutschen hatten offensichtlich keinen fähigeren Kandidaten. Einem scheidenden IWF-Präsidenten Köhler dürften daher nicht nur die Argentinier keine Träne nachweinen. Wenn Köhler stürzt, wird den Deutschen dann eine dritte Chance gewährt?


 
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