© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    04/02 18. Januar 2002

 
Unmögliche Aufgaben
von Heinrich Lummer

Manchmal hört man das Postulat, man müsse das Unmögliche verlangen, um das Mögliche zu erreichen. Wenn der israelische Ministerpräsident Scharon von Arafat verlangt, erst eine gewisse Zeit völliger Ruhe sei die Voraussetzung für neue Friedensgespräche, dann verlangt er Unmögliches. Schon die israelische Regierung war nie in der Lage (oder nicht willens), Aktionen von Siedlern gegen Palästinenser zu verhindern. Von Arafat jedoch verlangt man es, obwohl gleichzeitig seine relativ bescheidene polizeiliche Infrastruktur zerstört wird. Beides läßt sich jedoch nicht miteinander vereinbaren.

Scharon will derzeit gar keine Verhandlungen. Er will die Palästinenser demütigen, Arafat demontieren und schließlich ein Diktat als Friedensersatz. Seit Arafats Machtantritt jedoch hat Scharon ihm geradezu stereotypisch die Schuld an jedem Anschlag zugeschrieben. Gleichzeitig hat er systematisch die Zerstörung jener palästinensischen Strukturen im Bereich Administration und Sicherheit veranlaßt, die Voraussetzung dafür gewesen wären, Anschläge zu verhindern.

Und noch eins: Es ist unmöglich, von den Europäern zu verlangen, wichtige Teile der Infrastruktur der Autonomiebehörde zu errichten, um sie anschließend wieder zu zerstören. Israel hatte die Europäer darum gebeten, den Flughafen von Gaza zu bauen und zu bezahlen. Doch Scharon ließ die mit den Millionen europäischer Steuerzahler finanzierten Einrichtungen in Schutt und Asche legen. Dazu dürften die europäischen Staaten und die Bundesregierung nicht schweigen. Dieses Schweigen ist peinlich.


 
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