© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    02/02 04. Januar 2002

 
Frisch gepreßt

Preußische Bilanz. Nachdem das „Preußenjahr“ nun Vergangenheit ist, unternimmt der verantwortliche Ausstellungsgestalter Jürg Steiner den Versuch, die äußeren Um-stände wie die inhaltlich-räumliche Konzeption und das Medienecho der Hauptausstellung in Berlin, „Preußen 1701- eine europäische Geschichte“, rückblickend zu betrachten. Die kritische Distanz fällt wegen seiner Befangenheit naturgemäß klein aus, gleichwohl konnte Steiner aus dem, was er vorfand, nämlich „nur“ die beengte Orangerie des Charlottenburger Schlosses, Maximales umsetzen. Steiners Rückblick läßt dieses durch die gelungene Illustration deutlich werden (Preußen 1701, Bilanz einer Königsausstellung. Wasmuth Verlag, Tübingen 2001, 74 Seiten, 23 Euro).

Russische Karte. Den baltendeutschen Offizieren und Mannschaften, die ihren „Osteinsatz“ im Rahmen der SS oder der Besatzungsverwaltung in den „Reichskommissariaten“ Hinrich Lohses und Erich Kochs absolvierten, spricht die zeithistorische Forschung eine besonders große Mitverantwortung an der „Endlösung“ und am „Vernichtungskrieg“ zu. Der in Münster promovierte Matthias Schröder schwimmt insoweit im Strom der Zeit, wenn er mit Erhard Kroeger und Friedrich Buchardt zwei Rigaer NS-Aktivisten der deutschen Volksgruppe in Lettland präsentiert, die als SS-Führer im Reichssicherheitshauptamt, aber auch bei „Frontbewährungen“ in den Einsatzkommandos dem herkömmlichen „Täter“-Profil entsprechen. Da Kröger und Buchardt aber auch in der „Schaltzentrale der Vlasov-Iniative“ saßen, also zu jenem Teil der NS-Elite zählten, die im Osten noch eine politische und nicht nur die Gewaltlösung suchte, und die damit gegen Stalin auf die „russische Karte“ setzte, vermittelt Schröder einen Einblick in die Handlungsspielräume „vernünftiger Nazis“ (Deutschbaltische SS-Führer und Andrej Vlasov. „Rußland kann nur von Russen besiegt werden“: Erhard Kroeger, Friedrich Buchardt und die „Russische Befreiungsarmee“. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2001, 256 Seiten, 30,60 Euro).

Hermann. Durch die Ausgrabungen in Kalkriese animiert, ist die entworfene „Räuberpistole“ über das Leben des Cheruskerfürsten allenfalls dem Primarstufen-Sachunterricht zu empfehlen (Ernst Schomer: Arminius, Liberator Germaniae, Grabert, Tübingen 2001, 367 Seiten, Abb., 25,50 Euro).


 
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