© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    02/02 04. Januar 2002

 
Schwarzes Deutschland
Claus-M. Wolfschlag

Nicht nur an naturreligiösen Festtagen hat sich mittlerweile ein ganz eigener Tourismus-Zweig entwickelt. Scharen pilgern zu den Externsteinen und anderen alten Kult- und Sagenplätzen - Neuheiden, Gothics, Germanen-Nostalgiker, Hippies, aber auch Trittbrettfahrer, wie Punker mit Bier-Sixpacks, die oftmals leider nur zur Vermüllung der heiligen Stätten beitragen. Verschiedene professionelle Veranstalter bieten entsprechende Exkursionen und Wanderreisen zu magischen Orten an.

Viele ziehen den organisierten Touren allerdings die selbständige Anreise vor - gleich ob nur zur Besichtigung oder zur Inszenierung kleinerer Festivitäten. Der Freiburger Eulen Verlag hat für diese touristische Spezies eine Reihe außergewöhnlicher Reiseführer vorgelegt, die an eher unbekannte deutsche Orte führen. Die „Schwarzen Führer“ erschließen geheimnisvolle Regionen, berichten von verwunschenen Orten, von Sagen und Mysterien, welche sich dort zugetragen haben sollen, öffnen den Blick auf das andere, das „schwarze“ Deutschland. Sowohl die wichtigsten deutschen Sagenstätten wie auch regionaltypische Sagenorte werden angesteuert. Landschaften, Gebäude, Kultplätze, Natur- und Kunstdenkmale werden eingehend beschrieben. 18 Regionalbände, von Sachsen bis zum Bergischen Land und dem Schwarzwald sind bereits erschienen.

Für Einsteiger und solche, die sich nicht auf eine Region beschränken möchten, eignet sich allerdings auch „Der Schwarze Führer: Deutschland“. In diesem Band sind die bekanntesten Legenden und geschichtlichen Mythen aus 23 historischen deutschen Regionen zusammengefaßt. Der Band führt zu Galgenbergen und Hexentanzplätzen, zu mysteriösen Heiligtümern und skurrilen Fundstücken. Kurz und bündig werden unzählige Sagen und Hintergründe beleuchtet, von der Geschichte des „Briggegickels“ auf der Alten Brücke in Frankfurt am Main, mit dessen Hilfe einst der Teufel betrogen wurde, bis zur Burgruine Frankenstein, von den westfälischen Externsteinen bis zum Großen Hörselberg bei Eisenach, wo Wotan einst seinen Sitz gehabt haben soll.

Um den Deutschlandband handlich zu halten, wurde auf historische Nachweise und detaillierte volkskundliche Erläuterungen - ansonsten ein Spezifikum der Regionalbildbände - verzichtet. Der mit vielen Fotografien, Zeichnungen und alten Stichen illustrierte Reiseführer eignet sich so ideal für Touristen, die das „geheime Deutschland“ ergründen möchten. 

Der Schwarze Führer: Deutschland. Eulen Verlag, Freiburg 2000, 264 Seiten, 123 Abb., 14,95 Euro


 
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