© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    02/02 04. Januar 2002

 
UMWELT
Biotechnologie ersetzt Ökologie
Volker Kempf

Schüler sind zu wenig motiviert - sagt die Pisa-Studie. Nicht viel besser mag es an den Unis aussehen. Aber es gibt sie noch, die hochmotivierten Studenten, etwa im Studiengang Ökologie an der Uni-Gesamthochschule Essen. 300 Bewerber gab es zuletzt auf die 60 Plätze. Das zahlt sich aus: Wie der Ulmer-Verlag mitteilte, sei mit einem Drittmittelvolumen von sechs Millionen Mark für 2001 der Fachbereich 9, vor allem Dank der Arbeitsgruppe für Umweltwissenschaften, an der Spitze der Universität.

Durch eine grundlegende Reform auf Basis intensiver Arbeit einer Strukturkommission wäre die Ökologie als „Umweltnaturwissenschaft“ sogar noch zu optimieren gewesen, verlautbart die zuständige Fachschaft. Aber statt „einen zukunftsträchtigen, einmaligen naturwissenschaftlichen Studiengang“ in Essen als Nachfolge für die Ökologie einzurichten, hätten sich das Rektorat der Universität und das Ministerium für Schule, Weiterbildung und Forschung „entgegen aller Vernunft, Logik und eigener Zielsetzung“ entschieden, auf dieses profilbildende Aushängeschild zu verzichten und dafür ausschließlich ein molekular-biotechnologisches Projekt hochzuziehen. In anderen Worten: Was wissenswert ist, entscheidet die Wirtschaft. Daß es aber dennoch Menschen geben muß, die etwas mehr Überblickwissen haben, gerät unter die Räder. Da kann der Fachbereich 9 der U-GH Essen noch so sehr betonen, ein innovatives Gesamtkonzept entworfen zu haben, das ein einmaliges „Zentrum für Umwelt und Leben“ hätte entstehen lassen - mit Wolfgang Clement und seinen grünen Marionetten ist das nicht zu haben. Der Züchtung von Fachidioten sind keine Grenzen gesetzt, dem Wissen um ökologische Zusammenhänge schon.


 
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