© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    02/02 04. Januar 2002

 
Importierte Arbeitslose
von Jörg Fischer

Anfang Dezember erwähnte es Bayerns Innenminister Beckstein beifällig im NDR, jetzt ist es offiziell: Die ersten „Green Card“-Inhaber sind ein Jahr nach ihrer Anwerbung arbeitslos. In Nordrhein-Westfalen waren es im Dezember zehn, in diesem Monat sollen dort 30 dazukommen - selbst die „Boomtown“ München meldete Entlassene. Bald 11.000 „Computer-Inder“ sind inzwischen in Deutschland, dabei gibt es allein in NRW über 7.000 arbeitslose IT-Kräfte: Deutsche und Ausländer. Jetzt kommen die „Green Card“-Gekündigten dazu, mit Anspruch auf Arbeitslosengeld - und der ist höher als ein deutsches Facharbeiter- oder indisches Ingenieursgehalt.

Die JUNGE FREIHEIT hatte schon zu Hochzeiten der „New Economy“ gewarnt: Auch dieser „Boom“ geht vorüber. Jetzt offenbart sich, warum der Branchenverband Bitkom dem Kanzler die „Green Card“ auf der CeBit 2000 einredete: „Qualifizierte IT-Kräfte stehen wieder Schlange“, meldete die Computerwoche. „Die Bewerber sind bezüglich ihrer Gehaltswünsche vorsichtiger geworden als vor einem Jahr“, freute sich eine Düsseldorfer Personalchefin. Quereinsteiger oder Leute ab 40 haben es hingegen schwer, trotz der versprochenen IT-Bildungsoffensive. Doch die „Green Card“ ist nicht nur kostendämpfend. „Wenn jemand aus Indien kommt, ist ihm egal, ob er in Düsseldorf oder Stuttgart arbeitet“, erklärte das Düsseldorfer Arbeitsamt. Ein deutscher Familienvater ist nicht so „flexibel“. Und jetzt kommt die „Green Card“ für Pflegekräfte, bei 40.000 Arbeitslosen in der Branche. Wer stoppt diesen Irrsinn?


 
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