© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    52/01 01/02 21. Dezember / 28. Dezember 2001


Leserbriefe

Zu: „Berlin zwischen Geduld und Skepsis“ von Ronald Gläser, JF 51/01

Beispiellose Heuchelei

Jedem mit ungefährem politischem Durchblick war es schon seit den verheerenden Berliner Wahlen klar: Die Meute um den zum Bürgermeister geputschten Klaus Wowereit verfolgt genau dasselbe Ziel wie er selbst, nämlich, endlich mit den Kommunisten zusammengehen zu können. Weil die Deutschen in ihrer Mehrheit begriffsstutzig und desinteressiert sind und durch das linke Medienkartell keinerlei politische Sensoren mehr besitzen, inszenierten die gewissenlosen Genossen an der Spree Scheinverhandlungen mit ihren Lieblingsschmuddelkindern von den Grünen und der jederzeit zu allem und mit jedem bereiten FDP. Nun sind diese simulierten Gespräche beendet und IM Gysi freut sich schon jetzt auf den lang ersehnten Senatorensessel im Berliner Rathaus. Klaus Wowereit, der sich mit seinen dunkelroten Freunden, lediglich dank einer beispiellosen Heuchelei, die ihn völlig überfordernde Position des Regierenden Bürgermeisters ergaunert hatte, ist nun am Ziel angekommen. Nun kann der linkslastige Genosse Müntefering dem dummen Volke vorgaukeln, daß „man es ja versucht hätte, mit allen Mitteln“ ein Beteiligung der SED zu verhindern. 

Daniel Jung, Berlin

 

 

Zu: „Halb werden sie gestoßen, halb sinken sie hin“ von Dieter Stein, JF 50/01

Nur auf ihre Pfründe bedacht

Die Kritik von Dieter Stein trifft den Nagel auf den Kopf. Aber nicht die CDU und CSU sind es allein, die sich der Stimme des Volkes entzogen haben und entziehen. Dies trifft für alle Parteien zu. Sie alle sind mehr auf ihre Pfründe bedacht, als sich für den eigentlichen Souverän, „das Volk“, noch verantwortlich zu fühlen.

Werner Schulz, Bonn

 

 

Zu: „Ich verbitte mir jeden Vergleich mit Haider“; Interview mit Ronald B. Schill, JF 50/01

Keine Berührungsängste in Wien

Anstatt sich durch den Vergleich mit Jörg Haider angegriffen zu fühlen, sollte Ronald Schill die ganze Dämlichkeit dieser Gleichsetzung aufzeigen.

Die FPÖ ist die seit 1949 im Wiener Parlament sitzende (bis 1955 unter dem Namen „Verband der Unabhängigen“) Partei des als minderbelastet amnestierten Großteils der österreichischen NSDAP-Mitglieder. Spätestens Bruno Kreisky bediente sich als Regierungschef der FPÖ und wenn nicht als Mehheitsbeschafferin, dann als Drohung vor jeder Parlamentswahl beim Volk.

Aber Bonn/Berlin war und ist nicht Wien - wo es noch unter alliierter Vormundschaft zu einer NSDAP-Nachfolgepartei kommen konnte. Berührungsängste bei Rot und Schwarz gab es da nicht; während sich in Deutschland die vormaligen Parteigenossen auf Parteichristen, Sozialdemokraten und Liberale verteilten. Daher rührt die Angst des Laurenz Meyer, ein Schill könnte die Enkelgeneration der Mitläufer aus den Reihen der Christdemokraten abwerben.

Regine Hupf, Lam

 

Keine Rehabilitierung angestrebt

Herr Schill war mir einmal sehr sympathisch, denn seine Ziele waren gut und ehrenswert. Diese Sympatie war aber schon am 30. September 2001 vorbei, als er der Bild am Sonntag zwei Punkte vorbrachte, nämlich die deutschen Ostgebiete, die laut der heute noch gültigen Regelung von Russen und Polen besetzt sind, und sich „nicht für eine Rehabilierung der Wehrmacht“ einsetzen wollte. Dafür brachte er aber seine kommunistische Familie (Großvater) ins Gespräch, um nur ja nicht als „rechtslastig“ eingestuft zu werden. 

Hans Rantz, Stolberg

 

 

Zu: „Die getäuschte Öffentlichkeit“ von Michael Wiesberg, JF 50/01

Leichtfertige Konstruktionen

Im Artikel „Die getäuschte Öffentlichkeit“ führt Herr Wiesberg aus, wie zweckgerichtet Veröffentlichungen oft sind, und mit normaler Wahrheitssuche nicht immer etwas zu tun haben. In seinem Artikel nennt er Zeichen, die darauf hindeuten, daß bestimmte US Stellen schon vor dem 11. September von dem bevorstehenden Anschlag gewußt haben mußten, jedoch aus Unfähigkeit, oder vielleicht auch anderen Gründen, nicht eingeschritten sind.

Was in diesem Zusammenhang noch auffällt: Nach dem Anschlag auf das World Trade Center, für den sofort Osama bin Laden und Afghanistan verantwortlich gemacht wurden, tauchten überall Milzbrandbriefe auf, eine richtige Hysterie entstand. Personen in USA erkrankten, manche sind sogar gestorben. Zunächst hieß es, der Irak stecke dahinter, und wochenlang tauchten immer wieder neue Briefe auf, ohne daß die Herkunft der Briefe geklärt werden konnte. Bis sich schließlich verdichtete, daß die Absender von den USA aus agieren. Dann haben Experten herausgefunden, daß nicht nur die Absender in den USA wohnhaft waren, sondern, daß sogar das versandte Milzbrandpulver in US-Forschungslabors hergestellt worden war und gar nicht aus irakischer Produktion stammen konnte, weil in deren Verfahren andere Trockenmasse verwendet wird. Nun sickerte noch durch, daß ein hochrangiger US-Staatsangestellter die Verschickung veranlaßt habe (den Behörden sei der Name bekannt), angeblich in der Absicht, die Regierung zu veranlassen, die gekürzten Mittel für seinen Forschungsetat zu erhöhen. 

Theodor Klink, Pullach

 

Nicht im Sinne der Opfer

Hintergründe des islamistischen Terrors müssen aufgeklärt werden, das liegt im Basisinteresse unserer Zivilisation und ist für die folgenden Generationen sogar lebenswichtig. Herr Wiesberg hat aber dazu meiner Meinung nach nicht beigetragen. Der bunte Spekulationscocktail beruht zum großenTeil auf Aussagen, die nicht verifizierbar sind. Was ist an der Verbindung von CIA und Wallstreet so neu, der wievielte mögliche Hintergrund der Anschläge ist es? Was wäre das für ein Geheimdienst, der die Öffentlichkeit nicht täuscht? Stehen ein ehemaliger Drogenfahnder aus L.A. und der ehemalige SPD-Minister Bülow so tief in der Materie, daß man sie als Anhaltspunkt für den „Hintermann Wallstreet“ nennen kann? Halten sich die „Führer der Wallstreet“ wirklich an das marxistische Dogma, für die entsprechende Summe gehen wir über jede Zahl (eigener) Toter? Diese Art Theorien habe ich bis jetzt vor allem von linksextremer Seite als Pamphlete gegen Cowboy Bush gelesen und wundere mich, in der JF darauf zu treffen. Ich meine, solche Spekulationen sind vor allem nicht im Sinne der Opfer. Angesichts des großen Unglücks ist Pragmatismus zur Verhinderung des Terrors angemessener. 

Bodo Matzat, Gotha

 

 

Zu: „Luise zwischen Kitsch und Pathos“ von Doris Neujahr, JF 49/01

Wieder ins Gespräch gebracht

Es hat mich gewundert, daß in der JF auf den 75. Geburtstag von Günter de Bruyn überhaut nicht eingegangen wurde. So erschien nur die Kritik von „Preußens Luise“, die meines Erachtens nicht angemessen war. Man sollte lieber froh darüber sein, daß „Luise“ in einer erneuten Zeit von Deutschlands tiefster „Erniedrigung“ wieder ins Gespräch gekommen ist.

Günter de Bruyn erhielt kürzlich einen Preis als Essayist für sein Werk „Unzeitgemäßes - Betrachtungen über Vergangenheit und Gegenwart“. In diesem Essay packt er durchaus einige Themen an, die der „Schweigespirale“ unterliegen, wie die Überbewertung des Jungseins, die Denunzierung der Wiedervereinigung, die Verschandelung durch den „Bevölkerungskübel“, das monumentale Holocaustdenkmal, die Denunzierung des Vaterlandsgedankens, der Verlust von Würde und Schönheit in der Kunst, der Mißbrauch des Preußengedenkens, die Folgen der verfehlten Asylpolitik und die Anmaßung der erneuten Kollektivschuldthese. In seiner feinen, sich selbst in Frage stellenden Art hat er vielen aus der Seele gesprochen und Kritik aus historischer Sicht mit preußischer Identität gebracht, die man in dieser Form lange nicht gelesen hat.

Georg K. Schmelzle, Norden

 

 

Zu: „Wirkmächte der modernen Gesellschaft“ von Wolfgang Müller , JF 50/01

Aus Brüssel droht Gefahr

Zum Thema „Totalitarismus-Forschung“ kommt man u.a. zu dem erleichternden Schluß, daß ein totalitäres System phänotypisch bekannter Art, aufgrund des dichten Geflechts zwischen der BRD und den europäischen Staaten gebannt sei. Diese Feststellung ist richtig und deshalb beunruhigend. Die anmaßend paternalistischen Maßnahmen der Europäer und der USA, die Entscheidungshoheit Deutschlands im wirtschaftlichen, militärischen und politischen Bereich, also total, mit der verlogenen Begründung, Deutschlands Kriegslüsternheit ein für allemal zu kappen, nimmt dem deutschen Volk en passant seine natürliche Souveränität. Mit der aktuellen, bald sichtbaren Abgabe der nationalen Münzprägehoheit ist ein weiterer Schritt zur Marginalisierung Deutschlands vollzogen.

Wenn also die Despotie auf Völkerebene durch politische Versklavung verhindert ist, wer garantiert uns, daß auf nächsthöherer, auf Brüsseler Ebene, totalitäre Strukturen auszuschließen sind? Die Brüsseler Einrichtung in Wien, die Beobachtungsstelle fremdenfeindlicher Regungen, belehrt uns eines Besseren. Der institutionalisierte Anti-Rassismus-Kreuzzug, bei gleichzeitiger massiver Ausländerherbeiführung, macht eine öffentlich-kritische Haltung der Betroffenen gegenüber der Landnahme Kulturfremder immer gefährlicher.

Zur BRD-Gedankenüberwachung der Schlapphüte auf Länder- und Bundesebene kommt die Gesinnungspolizei und in ihrem Kielwasser die Vereinheitlichung der politisch korrekten Meinung auf supranationaler Ebene hinzu. Die gern apostrophierte wehrhafte Demokratie in Tateinheit mit der oktroyierten Xenophilie und Menschenrechtsproklamation zur Unterdrückung der in Europa rechtmäßig Ansässigen, entpuppt sich als Totalitarismus phänotypisch unbekannter Art.

Hans Kießling, Düsseldorf

 

 

Zu: „Wenn die Toten schreien“ von Doris Neujahr, JF 49/01

Diffamierungen ausgesetzt

Eine Veröffentlichung, in der unserer eigenen Toten und der Millionen deutscher Frauen und Kinder gedacht wird; eine solche Veröffentlichung ist nur in einer von den Meinungsmanipulisten wütend bekämpften Zeitung wie der JF möglich. In den deutschen Medien, die verpflichtet gewesen wären, die Weltöffentlichkeit auf diese Verbrechen hinzuweisen, wird seit über 50 Jahren darüber geschwiegen; und die Opfer, unsere Heimatvertriebenen werden dazu noch bei jeder Gelegenheit diffamiert.

Wilfried Kuhnstedt, Stuttgart

 

 

Zu: „Schill unter Druck“ von Michael Wiesberg, 49/01

Eingespieltes Ritual

Natürlich muß die Schill-Partei aus dem bundesdeutschen Parteienspektrum eliminiert werden! Nicht auszudenken, welchen Schaden sie bei den nächsten Wahlen anrichten könnte, wenn sie weiterhin die Stimme des Volkes artikuliert. Gleich scharenweise würde es den Unionsparteien, insbesondere der Merkel-CDU davonrennen, die sich anschickt, die Schily-SPD in Sachen Zuwanderung zu überholen. Aber auch die CSU müßte dann ihren Alleinvertretungsanspruch in punkto law and order aufgeben, wo man sich schon seit Jahrzehnten in Bayern auf absolute Mehrheiten gegenüber einer weltfremden bayrischen SPD eingerichtet hat. Die Schill-Partei hinauszukatapultieren, dürfte ein schon eingespieltes Ritual sein. Genauso wie man es mit dem Bund Freier Bürger oder den Republikanern gemacht hat.

Dr. Rainer Brorsen, Hamburg

 

 

Zu: „Reemtsma kämpft weiter“ von Alexander Barti, JF 49/01

Einsatz als Heimatschutz

Zu Beginn des Jahres 1945 war mein Vater als 18-jähriger Fahrer des neuen Kugelblitz-Panzers MK 103 in Breslau eingesetzt, der deutschen Festigungsstadt gegen die anrückenden Russen. Also Heimatschutz, wie er auch in unserem heutigen Grundgesetz noch als Aufgabe der Bundeswehr beschrieben ist. Ich bin stolz auf den Einsatz und das Handeln meines Vaters, auch wenn ein Herr Reemtsma nebst Gehilfen unsere Väter in den Dreck zieht.

Heute werden unsere Soldaten aus falsch verstandener Solidarität nach Afghanistan und andere ferne Länder geschickt. Dort werden die geächteten Streubomben eingesetzt, grausame Massaker verübt und dubiose Militärgerichte angewendet. Wo bleibt Herr Reemtsma jetzt mit seinem Gutmenschen-Denken, wo ist seine Anklage?

Fritz Zirngiebel, München

 

 

Zu: „Sondergehmigung für Ritualmord“ von Volker Kempf, JF 47/01

Individuelle Glaubensauffassung

Zu hoffen bleibt, daß das Bundesverfassungsgericht die vorinstanzlichen Entscheidungen der deutschen Gerichte bestätigt, nachdem es sich bei Begehr nach betäubungslosem Schächten nicht um „Religionsausübung“, sondern vielmehr um Wunschvorstellungen von kleinen extremistisch-orthodoxen Personengruppierungen handelt, die ihre individuelle Glaubensauffassung durchzusetzen trachten - die eben aber nicht nach dem Grundgesetz geschützt ist, da nach dem Tierschutzgesetz explizit der Nachweis einer zwingenden Religionsvorschrift gefordert ist. Nach hier herrschender Verfassungserthik ist Tierqüalerei - was bedingungsloses Schächten zweifelsfrei beinhaltet - ohnehin nicht unter dem Begriff „Religion“ zu subsumieren - ebensowenig wie Mädchenbeschneidungen, auch wenn man ihnen das Mäntelchen „Religionsausübung“ umhängt.

Der Islam wie auch der Mosaismus schreiben das betäubungslose Schächten, um das es hier allein geht, nicht vor. Sie können es auch gar nicht, da die heutigen Betäubungspraktiken, z. B. reversibler Elektroschock, zur Zeit der Koran- bzw. Thoraschriftlegung nicht erahnt, geschweige denn als „verboten“ angeführt werden konnten. 

Ulrich Dittmann, Kirchheimbolanden

 

Zu: „Weichenstellung“ von Karl Heinzen, JF 49/01

Verballhornung der Sprache

Was sich der Verfasser des Beitrages „Weichenstellung“ leistet, ist gedankenlos, beleidigend und widerspricht jedem Gedanken einer notwendigen Integration hier lebender Nichtdeutscher. Er ist eine Verballhornung unserer deutschen Sprache.

Selbstverständlich muß jeder Immigrant, der nach Deutschland kommt und hier leben will, spätestens nach seiner Ankunft die deutsche Sprache erlernen. Genauso selbstverständlich ist es, daß in einer globalisierenden Welt es nicht vorgeschrieben werden kann, wie man sich ökonomisch verständigt. Aber das sind für den Kenner Banalitäten. Wir müssen fordern, daß die Ausländer, die auf Dauer in unserem Land leben wollen, unsere deutsche Sprache beherrschen, auch wenn diese nach der nicht ernst zu nehmenden Ansicht des Verfassers ein Auslaufmodell sein soll.

Dr. Erhard Borchers, Fussgönheim

Hinweis der Redaktion: Bei den „Lockerungsübungen“ von Karl Heinzen handelt es sich um eine Satire.

 

 

Zu: „Macht um jeden Preis“ von Paul Rosen, JF 48/01

Abschied vom Parteiprogramm

Nichts mehr zu erwarten haben wir von unseren gewählten Volksvertretern. Früher konnte man wenigstens noch zwischen dem kleineren und dem größeren Übel wählen. Heute ist das anders, die großen Parteien unterscheiden sich zwischenzeitlich kaum noch voneinander, von daher ist es egal, wen sie wählen. Versprechen werden sowieso gebrochen, egal, von welcher Partei. Die Grünen haben uns dies eindeutig gezeigt: Um der Macht willen hat man sich vom einst pazifistischen Parteiprogramm verabschiedet. Früher forderten sie den Austritt aus der Nato und die Auflösung der Bundeswehr, heute können sie bei den „friedensstiftenden Maßnahmen“, sprich Militäreinsätzen gar nicht schnell genug dabei sein .

Thomas Maurer, Tübingen


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