© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    52/01 01/02 21. Dezember / 28. Dezember 2001

 
Meldungen

Grass wirft USA Terrorismus vor

BELGRAD. Der deutsche Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass hat die US-Luftangriffe auf Afghanistan erneut scharf kritisiert. Die USA hätten auf den (radikalislamischen) Terrorismus mit ihrem eigenen Terrorismus und somit auf unzivilisierte Weise reagiert, sagte Grass der Belgrader Zeitung Danas. „Die Amerikaner werden diesen Krieg militärisch bestimmt gewinnen, verlieren aber gleichzeitig das Recht, wie ein zivilisiertes Volk zu sprechen, denn ihre Reaktion ist nicht zivilisiert und die Luftangriffe auf Afghanistan sind nicht die richtige Antwort auf die schrecklichen Anschläge auf New York und Washington“, erklärte der Schriftsteller in dem Interview. Er warf den USA und dem Westen vor, sich viel mehr wegen 5.000 Getöteten in New York als wegen der seinerzeit 800.000 Ermordeten in Ruanda aufzuregen. „Daraus folgt die Konsequenz, daß 5.000 tote Weiße in Amerika viel, viel mehr wert sind als 800.000 tote Afrikaner und das ist eine schreckliche Sache“, so Grass.

 

Bürgerrechtler beklagen Volksverdummung

BERLIN. DDR-Bürgerrechtler haben den politischen Parteien und der Regierung Ignoranz und eine tiefe Kluft zwischen Politik und der Gesellschaft vorgeworfen. In einer vergangenen Donnerstag in Berlin veröffentlichten Erklärung heißt es: „Wir fühlen uns in wachsendem Maße ohnmächtig gegenüber wirtschaftlichen, militärischen und politischen Strukturen“, die für Machtgewinn und Profit die Interessen der Bürger in lebenswichtigen Fragen ignorierten. Den Aufruf „Wir haben es satt“ unterzeichneten 40 Bürgerrechtler, darunter Sebastian Pflugbeil und Wolfgang Ullmann, der frühere Erfurter Probst Heino Falcke sowie der Pfarrer der Leipziger Nikolaikirche, Christian Führer. Die Kommunikation zwischen Staat und Gesellschaft sei heute ähnlich gestört wie 1989, heißt es in dem Aufruf. Damals hätten die Bürgerrechtler „Kopf und Kragen riskiert“, um das System der DDR abzuschütteln. Die Parteien aber überträfen zur Zeit die politischen Parolen aus DDR-Zeiten in ihrer Hohlheit. Die Bürgerrechtler stellten fest, daß mit den Anti-Terror-Maßnahmen nach den Terroranschlägen in den USA vom 11. September „scheinbar unumstößliche Maßstäbe von Recht und Gerechtigkeitsgefühl in der ganzen westlichen Welt ins Rutschen“ gekommen seien.

 

Fördermittel für Forschungsprojekte

BERLIN. Kulturstaatsminister Nida-Rümelin fördert universitäre Forschungsprojekte zur deutschen Kultur und Geschichte in Osteuropa mit 500.000 Euro. Unterstützt werden Projekte, die sich mit bedeutenden Beispielen der deutschen Geistesgeschichte im östlichen Europa befassen. Nach Auffassung des SPD-Politikers tragen die Forschungsvorhaben zur kulturellen Verständigung bei. Die Fördergelder können bis zum 30. Januar kommenden Jahres beantragt werden.

 

Teil des Schlesischen Museums eröffnet

GÖRLITZ. Der erste Teil des Schlesischen Museums in Görlitz ist am Sonnabend eröffnet worden. Neben einem Ausstellungsraum soll das Museum auch die zentrale Informati0ns- und Dokumentationsstelle für schlesien umfassen. In dem Haus zum „Goldenen Baum“ am historischen Untermarkt befindet sich die Ausstellung „Auf der Suche nach Schlesien“. Die Ausstellung ist eine Zwischenetappe zu dem Museum, das 2005 im dann sanierten Schönhof errichtet werden soll. Die Einrichtung zur Präsentation und Erforschung der schlesischen Kultur wird dann über 2000 Quadratmeter Ausstellungsfläche verfügen. Der Schönhof wurde 1526 errichtet und gilt als ältestes Renaissance-Bürgerhaus in Deutschland.

 

Filmfestspiele

Europäische Filme aus den sechziger Jahren sind bei der Retrospektive der 52. Internationalen Filmfestspiele Berlin vom 6. bis zum 17. Februar zu sehen. Auf dem Programm stehen Werke von Jean-Luc Godard, Alexander Kluge, Michelangelo Antonioni und Carlos Saura.


 
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