© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    52/01 01/02 21. Dezember / 28. Dezember 2001

 
Kolumne
Global sozial
von Klaus Hornnung

Zu Weihnachten erwarten zumal Deutsche „mutige“ christliche Worte, etwa zur Einwanderungs- und Asylpolitik. Es ist eine Jahreszeit, in der zum Beispiel grüne Propaganda über unchristliche „Hartherzigkeit“ der „Rechten“ und der CDU/CSU besonders gut ankommt.

Aber so einfach wie sich heutige Verkünder einer säkularisierten Zivilreligion das vorstellen ist es nicht, um die Grenze zwischen den „Zwei Reichen“ nach Augustinus oder Luther durch „gute Taten“ zu überspringen, zwischen Politik und Glauben, Religion und Vernunft oder, nach Max Weber, zwischen Gesinnungsethik und Verantwortungsethik. Die Öffnung der deutschen Grenzen für die „Mühseligen und Beladenen“ aus aller Welt, wie sie Rotgrün nun erneut plant im Zeichen der sogenannten „nichtstaatlichen und geschlechtsbezogenen Verfolgung“, stößt an Grenzen politischer Vernunft. Da ist zum einen die „grenzenlose“ Ermutigung weltweiter Migration in die Wohlstandszonen dieser Erde, ein mutwilliger Beitrag zur Entwurzelung von Abermillionen, eher im Interesse „hartherziger“ Profiteure der Globalisierung und neuer totalitärer Diktaturen, die sich die Menschen als leicht manipulierbare Konsumenten und Untertanen globaler medialer Kommandohöhen wünschen. Und da ist zum anderen die Frage, wo die Belastbarkeit der Menschen und der Wirtschaft in den Aufnahmeländern ihre objektive Grenze findet. Wenn unser zivilreligiöses Gutmenschentum - in Deutschland zumal - für „Gerechtigkeit“ plädiert, so kann die natürliche nicht in grenzenloser Gesinnungsethik bestehen ohne Rücksicht auf die „Kosten“ für alle Beteiligten. Globale Vernunft kann nicht heißen, daß eine Asylpolitik des deutschen Typus den heute noch industriell und sozial leistungsfähigen Westen schrittweise und systematisch auf das Niveau von Entwicklungsländern herabdrückt, die dann niemandem mehr zu nützen vermögen. Es geht vielmehr um eine ständige Abwägung der längerfristigen Interessen aller Beteiligten, der Anderen und der Eigenen. Eine wahrhaft menschenwürdige Welt bedarf der fortdauernden kulturellen Vielfalt und starker Verwurzelungen, nicht eines zynischen Universalismus, sei es der des militanten Islam, sei es einer Mac-World, dieser Karikatur der europäisch-atlantischen Welt, die Menschenrechte sagt und globale Ressourcen-Ausbeutung meint.

Verantwortungsethische Politik ist stets ( wie schon Max Weber formulierte) von der Frage geprägt „Was kommt danach?“, von der Frage nach den möglichen Folgen menschlichen Tuns. Auch am christlichen Weihnachtsfest darf das „recipe finem“ nicht fehlen.

 

Prof. Dr. Klaus Hornnung ist Politikwissenschaftler und Präsident des Studienzentrums Weikersheim.


 
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